Darum ist der Zug eine echte Alternative für die Fahrt Frankfurt – Verona
Einige Menschen in meinem Umfeld sind leicht schockiert, als sie hören, dass ich mit dem Zug nach Verona fahren möchte. „Wie viele Stunden sitzt du da denn im Zug?“, „Ach, machst du auf nachhaltig? Der Flieger fliegt doch sowieso.“. Nur einmal höre ich „das finde ich aber toll.“. Die Meinungen über mein Vorhaben sind also recht unterschiedlich. Natürlich, mit dem Zug bis nach Verona zu fahren ist vielleicht nicht ganz „Mainstream“, vor allem in Zeiten des im Internet zelebrierten Vanlife, wo alle gefühlt den Sommer auf 4 Rädern verbringen. Aber ich bin ja ohnehin ein Fan von Zugfahrten und darum berichte ich heute warum es sich lohnt mal auf den Zug umzusteigen.
Tipps für den Ticketkauf
Für eine Reise von Frankfurt nach Verona gibt es zwei mögliche Routen: Über die Schweiz bis nach Mailand und dann nach Verona. Oder du fährst über München durch Österreich und Südtirol. Ich habe mich für letzteres entschieden. Es lohnen sich auf jeden Fall Preisvergleiche über die Webseite der deutschen Bahn und die der Italienischen Bahn Trenitalia, es gibt durchaus bei der italienischen Bahn das ein oder andere Schnäppchen, vor allem wenn du länger im Voraus buchst. Alternativ kann auch ein Interrailticket in Frage kommen, vor allem wenn du vor Ort noch ein paar mal Zugfahren möchtest (z.B. bis zum Gardasee, nach Venedig oder Mailand).
Wie lange dauert die Fahrt?
Im Vergleich zum Flugzeug ist die Anreise mit dem Zug natürlich deutlich länger Aber wer mit dem Zug fährt, nimmt diesen ja in der Regel auch nicht, weil er Zeit sparen will. Der Vergleich zum Auto lohnt dagegen schon, denn bei der Fahrt mit dem Zug stehst du zumindest nicht im Stau und kannst die Fahrt in Ruhe genießen. Da niemand selbst am Steuer sitzen muss, ist es auch deutlich entspannter. Die Autobahnen in Richtung Süden und vor allem über den Brenner sind schließlich nicht dafür bekannt, dass hier besonders wenig los ist. Warum dann mal nicht in den Zug steigen?
Von Frankfurt aus solltest du über München bis nach Verona schon 9 Stunden Zugfahrt einplanen. Das klingt viel, ist es natürlich auch. Aber gleich vorweg: es lohnt sich, denn die Aussichten, die du unterwegs zu bieten bekommst, sind durchaus spektakulär.
Das Highlight fürs Auge: München – Verona
Eine Reise mit dem Zug durch die Alpen ist schon etwas besonders. Kurz hinter Rosenheim kündigen sich schon die ersten Berge an und schon kurze Zeit später kommst du in den Genuss eines tollen Bergpanoramas. Die Zeit vergeht wie im Flug, denn ich genieße den Blick auf die immer steiler aufragenden Berge sehr. Ich bin fasziniert von dem Panorama, das ich geboten bekomme. Links und rechts von mir türmen sich die Berge auf, während sich der Zug durch die grünen Täler schlängelt. Immer weiter geht es hinauf in Richtung Brenner. Über die österreichische Grenze und mit Halt in Innsbruck, das immer noch als Geheimtipp für eine Städtereise gilt.
Nicht umsonst sind die Schweizer Bahnstrecken so berühmt und heiß begehrt, denke ich, als ich meinen Kopf aus dem Fenster halte und den hinteren Teil des Zuges sehen kann, wie er sich an den Berghängen entlang schmiegt. Es gibt definitiv schlechtere Zugstrecken. Ab und zu fahren wir parallel zur Brennerautobahn, auf der sich unzählige Autos, LKW und Wohnwagen auf den Weg nach Italien machen. Der Zug hält am Brenner (italienisch: Brennero) und das italienische Zugpersonal steigt zu. Von nun an geht es immer bergab in Richtung Süden. Nach und nach verschwinden die Berge und machen den Apfel- und Weinplantagen Südtirols Platz. Das italienische Flair ist schnell und deutlich zu spüren und zu sehen. Die Architektur zeigt schon an, dass wir uns in Italien befinden. Das Ziel Verona ist nicht mehr weit und es ist fast schon schade, dass die Fahrt vorbei ist. Diese Aussichten hätte ich gerne noch etwas genießen können.
Zeitvertreib für die Zugfahrtfahrt
Was macht man eigentlich, um sich die Zeit während 9 Stunden Zugfahrt zu vertreiben? Auch als passionierte Zugfahrerin ist auch diese Dauer eine kleine Herausforderung. Denn bisher habe ich so lange Fahrten oft in Nachtzügen verbracht und da schläft man den Großteil der Fahrt. Aber nun bin ich tagsüber unterwegs und die Möglichkeiten zu schlafen ergeben sich hier eher im Sitzen und begrenzen sich auf die frühen Morgenstunden zu Beginn der Reise.
Generell ist Zugfahren für mich auch eine Reiseart des Entspannens. Durch das „Nichtstun“ an Bord kann ich einfach mal runterkommen und mich vom Alltagsstress erholen. Ich versuche nicht daran zu denken wie viele Stunden ich wohl noch vor mir habe, das stresst mich viel zu sehr. Ich kann die Zeit für mich selbst nutzen und für das, was mir Spaß macht.
Lesen und Musik hören sind meine häufigsten Zeitvertreibe. Egal ob im Flugzeug oder im Zug. Bei einem guten Buch geht die Zeit schnell vorbei und ehe du dich versiehst, bist du schon fast am Ziel. Der Vorteil am Musik hören ist natürlich, dass du währenddessen ganz wunderbar die Aussicht genießen kannst. Und dass diese sich auf der Strecke nach Verona lohnt, hast du ja gerade schon gelesen. Bei solch einer Panoramafahrt würde ich daher auf ein Hörbuch und Podcasts ausweichen und parallel rausschauen.
Natürlich geht auch nichts über gute Gespräche. Ob mit anderen Reisenden oder der eigenen Reisebegleitung und/oder beidem. Der Zug ist voll von unterschiedlichen und interessanten Menschen. Auf dieser Reise nach Italien waren viele Radfahrer, Wanderer und/oder Kletterer unterwegs. Viele Touristen und Einheimische unterschiedlichster Nationalitäten. Da ergibt sich schnell das ein oder andere Gespräch. Das ist für mich im Vergleich zu einer Autofahrt auch ein Plus bei dem Vergleich mit dem Auto.
Noch ein Tipp: Unbedingt reservieren! Die internationalen Züge sind immer sehr gut gebucht und auch der EC war vor allem von Innsbruck nach Bozen komplett voll. Daher solltest du die paar Euros für eine Sitzplatzreservierung investieren. Falls das technisch nicht mehr geht (weil schon alles ausgebucht ist), wurde uns empfohlen auf die letzten zwei Wagen auszuweichen. Diese seien nicht reservierbar und hier hätten wir die besten Chancen auf einen Sitzplatz.
Für mich war der Zug auf dem Weg nach Verona eine echte Alternative zum Flugzeug oder zum Auto. So schöne Aussichten hatte ich gar nicht erwartet und auch wenn die Fahrt zum Schluss echt lang war und es mir nach 9 Stunden auch reichte im Zug zu sitzen, würde ich jederzeit wieder den Zug wählen. Die Verbindung war unkompliziert und einfach und wenn du lange genug im Voraus buchst, kann eine Zugfahrt auch günstiger sein als der Flug oder das Auto. Zugfahren ist einfach eine eigene Art des Reisens. Du kannst entspannen, runterkommen und einfach entschleunigen. Die (in diesem Fall besonders beeindruckende) Landschaft zieht einfach an dir vorbei und wenn du aussteigst, bist du im wundervollen Verona.
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