Über die Schwierigkeiten und Tipps wie du sie bewältigen kannst
Dass ich ein Fan vom Alleinreisen bin, ist nichts neues. Und ich stimme denen zu, die sagen, dass jede(r) von uns mindestens einmal im Leben einmal eine Soloreise machen sollte. Das Alleinreisen (als Frau) hat mir ganz viele Erkenntnisse über das Leben und mich selbst gebracht, die ich sicherlich nicht erlangt hätte, wenn ich nicht alleine unterwegs gewesen wäre. Aber bei all der Begeisterung gibt es ohne Zweifel auch ein paar negative Dinge am Alleinreisen. Oftmals hört man nur wie toll doch alles sei alleine (als Frau) unterwegs zu sein. Aber ich bin nicht für das Glorifizieren. Heute berichte ich ehrlich und unverblümt über die negativen Seiten des Soloreisens. Denn das gehört meiner Meinung auch dazu wenn man über darüber erzählt.
Wenn ich manchmal durch das Internet scrolle, bekomme ich das Gefühl, dass die halbe Frauenwelt plötzlich alleine unterwegs ist. Immer mehr Frauen gehen alleine auf Reisen, berichten über ihre Erfahrungen und erfreuen sich großer Beliebtheit und Bewunderung. Prinzipiell befürworte ich das, weil es zeigt, dass Frauen unabhängig sind und sich von nichts aufhalten lassen. Aber kaum jemand erwähnt auch, das es auch jede Menge Tiefs gibt. Manchmal wundert mich dass, denn es sind gerade die Tief, nach denen alle immer fragen. Hast du nicht Angst? Fühlst du dich nicht alleine? Was machst du wenn du überfallen wirst? Viel zu selten bin ich nach meinen positiven Erlebnissen gefragt worden. Alle fragen immer nach dem, was mich möglicherweise davon abhalten könnte ohne Begleitung zu verreisen.
Angst
Die meisten Frauen haben Angst alleine zu verreisen. Angst vor der Einsamkeit, Angst vor unerwarteten Ereignissen und zu Teil auch Angst vor Übergriffen. Ich denke das ist doch ganz normal. Insbesondere wenn jemand noch nie alleine verreist ist. Wir sind alle Menschen und da gehört es dazu, Angst vor etwas Neuem zu haben. Ich nehme mich da nicht aus. Auch mir ist manchmal mulmig, wenn ich alleine verreise. Fühle mich manchmal überfordert. Aber ich lasse mich davon nicht beherrschen. Meine Lösung ist mich genau zu fragen wovor ich genau Angst habe und dann eine Strategie dagegen zu entwickeln. Ich versuche mir dann zu sagen, dass es mich nur stärker macht, meine Angst zu überwinden. Und dabei gehe ich nie vom Schlimmsten aus. Am Ende geht es ohnehin meistens gut und ich darf sagen, dass ich bisher immer Glück hatte und mir nie etwas schlimmes passiert ist.
Im Nachhinein kannst du stolz sein, was du alles geschafft hast. Alleine in einem Dschungelcamp im Regenwald von Borneo? Das mag ein wenig Mut erfordern, aber ich versuche den Spieß umzudrehen.Ich gehe nicht davon aus, dass die Tiere dort genau auf mich warten, und mich erschrecken oder jagen möchten. Und von den Menschen, die auch dort sind, geht auch keine Gefahr aus. Warum also sollte ich das nicht tun? Ich versuche mich nicht in etwas hineinzusteigern, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein wenig Unbekümmertheit durchaus hilft, Ängste zu überwinden. Und das gilt nur für das Alleinreisen. Natürlich, wenn eine Angst viel zu groß wird und in Panikattacken ausbricht, macht es vermutlich wenig Sinn etwas auf Biegen und Brechen durchzuziehen. Lieber in kleinen Schritten mit etwas anfangen. Schreib doch auf wovor genau du Angst hast und e dich mit anderen darüber aus. Reden hilft auf jeden Fall. Streu ein wenig Optimismus und eine kleine Prise Naivität darauf, dann wird deine Angst bestimmt kleiner werden. Und positive Erfahrungen helfen auch
Die Sache mit der Einsamkeit
Auch das ist ein großes Thema, welches immer wieder aufkommt. Viele Menschen können gar nicht gut alleine sein. Und kommen auch nicht gut mit sich alleine klar. Wenn du weißt, dass du so ein Typ bist, kann ich das Alleinreisen nicht unbedingt empfehlen. Denn ein wenig Übung im Umgang mit dir selbst solltest du schon haben. Auch das kann man lernen. Viele von uns stehen plötzlich vor der Situation alleine zu sein. Sei es eine Trennung, ein Streit oder ein schmerzvoller Abschied für immer. Vorher ist man oftmals gar nicht alleine gewesen und schon gar nicht alleine in den Urlaub gefahren. Oft lese ich, dass sich jemand unterwegs einsam fühlt und am liebsten nach Hause möchte. Und auch das finde ich sehr menschlich und kann das nachvollziehen.
Es gibt niemanden, mit dem man seine Erlebnisse teilen kann und man muss auch alles alleine entscheiden und organisieren. Das kostet Kraft und Energie. Für mich gibt es immer Ablenkungsstrategien, wenn ich mich einsam fühle. Ich gönne mir ein leckeres Essen, eine Massage oder ein paar Stunden Lesezeit. Oder ich rufe einfach Familie und Freunde an und tausche mich mit ihnen aus. Geht auch gut per Videocall oder einfach eine Nachricht schicken. Du kannst davon ausgehen, dass sich dein Gegenüber sicher über deine Nachricht aus dem Urlaub freut. Das Alleinsein kann man auch üben. Ein Kinoabend, ein Museumsbesuch oder ein Bummel durch die Stadt. Mal alleine Essen gehen (es reicht ein Frühstück oder ein kleines Lunch, es muss nicht immer das schicke Abendessen sein).
Für mich persönlich gibt es kaum etwas schlimmeres, als eine Woche lang alleine irgendwo auf einer Liege am Strand zu liegen und nichts zu tun. Natürlich mache ich auch gerne mal einen Strandtag, aber ich fühle mich wohler, wenn ich unterwegs etwas unternehme. Einen Ausflug mache, eine Tour mit einem Boot, eine Wanderung oder eine Free Walking Tour in einer Stadt. Dabei bin ich unter Leuten, kann hier und da mal mit jemandem ins Gespräch kommen und mich austauschen. Wenn es einen Ort wählen muss, an dem ich mich oft einsam fühle, dann wäre es wohl eine Liege am Strand ab dem zweiten oder dritten Tag.
Allein, aber nicht einsam, darüber habe ich auch schon geschrieben (mehr dazu hier) und es ist wichtig, dass das unterschieden wird. Es gibt ein paar Tipps, wie du unterwegs andere Menschen kennen lernst und/oder unter Leuten bist. Und wenn dich dann doch die Einsamkeit überkommt, lass deine Gefühle zu. Es ist völlig ok auch einmal einen Schauer zu heulen. Wenn es mir schlecht geht, versuche ich meinen Fokus auf etwas anderes zu lenken. Ich bin dankbar, dass ich gerade an einem anderen Ort sein darf und etwas Neues entdecken kann. Dass ich aus meinen Erfahrungen lerne und daran wachse.
Ist das denn sicher?
Sicherheit ist ein großes Thema, vor allem bei uns Frauen. Es gibt Listen und Indizes, welche Länder für Frauen sicher zu bereisen sind und wo du lieber jemanden dabei haben solltest. Unzählige Male habe ich Tipps und Regeln gelesen (und schon darüber geschrieben), die alleinreisende Frauen beherzigen sollten. Und das ist auch so. Denn ein paar Regeln können helfen, den Urlaub unbeschwerter zu gestalten. Du bist ja im Urlaub und sollst eine tolle Zeit haben und dich nicht immer umsehen, ob vielleicht eine Gefahr an der nächsten Ecke auf dich wartet. Ich informiere mich vorher auch, ob das Land, das ich für meinen Urlaub ausgewählt habe, wohl sicher ist.
Bei meiner letzten großen Reise habe ich mich von einem Instagram Post über Kuala Lumpur etwas verunsichern lassen. Die Person wurde dort auf der Straße bestohlen und berichtete davon. Sie war im Übrigen nicht alleine unterwegs, sondern mit ihrem Freund. Eine Begleitung ist also keineswegs ein Garant dafür, dass nichts passiert. Der Bericht über den Handyraub hatte mich im Unterbewusstsein schon beeindruckt und ich ging mit viel offeneren Augen durch Kuala Lumpur. Aber ehrlich gesagt es hat mich eher negativ beeinflusst. Der Eintrag vom Auswärtigen Amt, dass es immer wieder zu Touristenabzocken und Diebstählen kommt, tat da noch sein Übriges.
Am Ende habe ich mich etwas geärgert, dass mich diese Geschichte so beeinflusst hat. Natürlich, es immer immer wichtig vorsichtig zu sein und die Augen offen zu halten. Aber das gilt nicht nur Kuala Lumpur, sondern kann dir auch in Frankfurt oder Berlin passieren. Mir ist am Ende nichts geklaut worden. Wie so oft hilft ein bisschen gesunder Menschenverstand und dein Bauchgefühl. Die Straße ist dir nicht geheuer? Dann nimm eine andere. Der Taxi- oder Uberfahrer kommt dir komisch vor? Dann lehne freundlich ab.
Ich finde es ist nicht notwendig ein unnötiges Risiko einzugehen. Daher gehört es auch zur Wahrheit des Alleinreisens als Frau, dass nun mal nicht alle Ziele ohne Weiteres bereisen sollte.
Mit Netz und doppeltem Boden
Auch wenn ich versuche nie vom Schlimmsten auszugehen und ich immer sage „Am Ende wird alles gutgehen“, finde ich es wichtig sich für den Fall der Fälle zu wappnen.
Alleine unterwegs zu sein erfordert leider immer wieder einen wachen Verstand und etwas Organisationstalent. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass etwas passieren sollte, schadet es z.B: nicht alle notwendigen Dokumente wie Kopien vom Reisepass, Unterkunftsbelege, Notfallkontakte, Impfpass oder einen Medikamentenpass (falls notwendig) noch einmal in eine Cloud zu laden. Ein bisschen Notfallgeld in einem Ort unabhängig von deinem Portemonnaie schadet sich auch nie. Viele alleinreisende Frauen haben auch eine zweite Kreditkarte dabei (ich übrigens auch). Denn ohne Begleitung kann auch niemand aushelfen. Es gibt noch weitere solche Tipps, die helfen, deine Reise etwas unbeschwerter zu gestalten. Denn wenn du dich im Vorfeld etwas besser absicherst, kannst du dich viel besser auf deine Reise konzentrieren und bist unbeschwerter. Niemand möchte sich während seines Urlaubs Gedanken über solche organisatorischen Dinge machen. Und das wird einfacher, wenn du dich im Vorfeld um so etwas kümmerst.
Energiefresser
Alleinreisen ist anstrengend. Es kostet viel Energie alles selber zu organisieren und selber zu entscheiden. Du brauchst immer wieder neue Motivation. Niemand hilft dir bei der Entscheidungsfindung, was du als nächstes machen möchtest. Was du dir ansehen willst. Oder macht Vorschläge. Du musst deine Unterkünfte und Ausflüge selber buchen, den Mietwagen selber fahren und wenn du krank werden solltest, musst du auch alleine wieder gesund werden (zumindest kann dir niemand einen Tee kochen).
Wenn du jetzt denkst „Puh, das ist ganz schön abschreckend“, dann kann ich dir in gewissem Maße zustimmen. Nach Erholung klingt das nicht unbedingt. Aber es ist wichtig, dass du dir solcher Rahmenbedingungen bewusst wirst. Jeder geht mit diesen Punkten aber anders um. Ich persönlich bin es gewohnt meine Entscheidungen selbst zu treffen und so kann ich den Urlaub genauso gestalten, wie ich das möchte. Für jemand anderen kann so viel Verantwortung durchaus zuviel sein. Das ist verständlich, vor allem wenn du noch nie vorher alleine verreist bist. Und auch völlig in Ordnung. Nimm dir unterwegs soviel Zeit für Pausen wie du brauchst. Nichts zu machen oder zu entscheiden kann auch sehr erholsam sein.
An Tagen, an denen ich „müde“ davon bin, eine Entscheidung zu treffen, versuche ich auch keine zu treffen. Dann verschiebe ich das erst einmal auf später. Ich tue etwas, um Energie zurückzubekommen. Und dann geht es mit neuem Elan weiter. Als Person, die einfach gerne auf Reisen ist und immer neugierig auf neue Länder und Regionen, fällt es mir zum Glück leichter mich mit der Entscheidungsfindung und ziehe oft meine Energie aus den Erlebnissen, die ich dann habe. Wenn dir das aber zu viel ist und du dich bei dem Gedanken nicht wohl fühlst dich ständig neu zum motivieren und Entscheidungen zu treffen, dann kannst du auch auf organisierte Touren für Alleinreisende zurückgreifen. Da gibt es mittlerweile tolle Angebote. Damit werden dir viele Themen schon im Vorfeld abgenommen.
Alleine zu Verreisen ist nicht immer ein Zuckerschlecken, es fordert dir einiges ab. Aber es gibt dir auch ganz viel zurück. Wie bei kaum einer anderen Reiseart, kannst du hier und da immer wieder an deine Grenzen stoßen. Vielleicht erlebst du das ein oder andere Tief nicht, wenn du eine Begleitung dabei hättest. Wenn du dich dafür entscheidest, wie so viele andere alleine im den Urlaub zu fahren, dann solltest du dir dieser Einschränkungen bewusst sein. Aber sie sollten dich nicht aufhalten. Die Gefühle, dass du alle Herausforderungen selbst gemeistert hast und einen (hoffentlich) wunderschönen Urlaub mit tollen Entdeckungen und Erlebnissen hast, sind ganz viel wert.
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