Nostalgie, Panorama und la Dolce Vita ganz ohne Auto
Als ich vor ein paar Wochen in Verona war, wollte ich die Nähe zum Gardasee nutzen, und habe einen Tagesausflug zum See gemacht. Das ist problemlos möglich, denn Verona ist nur eine Stunde vom Gardasee entfernt. Da ich nicht mit dem Auto nach Italien gefahren war, habe ich mich dafür entschieden, mit dem Zug zum See zu fahren und mich dann dort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen. Das ging erstaunlich einfach und der Ausflug hat sich definitiv gelohnt.
Der Gardasee löst bei mir immer direkt ein Gefühl von Nostalgie aus. Als ich ein Kind war, haben wir damals dort auf dem Weg nach Süditalien Halt gemacht.Und irgendwie ist der Gardasee für mich ein Urlaubsziel aus der vergangenen Zeit. Wo man sich noch ins Auto gesetzt hat, um in Italien Urlaub zu machen. Bevor es modern wurde nach Spanien oder in die Türkei zu fliegen. Und jetzt, wo es wieder in ist mit dem Auto oder genauer gesagt mit dem Van oder Camper in den Urlaub zu fahren, erlebt der Gardasee wieder ein kleines Revival.
Ich war daher zugegebenermaßen ein wenig voreingenommen was den Gardasee anging. Ein Ort, wo eventuell die Zeit stehen geblieben ist und es viele ältere (deutsche) Touristen gibt. Und ich kann schon vorab verraten: ich wurde zum Teil eines Besseren belehrt und positiv überrascht.
Anreise mit dem Zug
Der Tag beginnt mit einer Zugfahrt von Verona nach Peschiera del Garda, ganz am Südzipfel des Gardasees. Die Zugfahrt dauert nur 13 Minuten. Es gibt auch eine Busverbindung, diese ist aber deutlich länger. Peschiera ist ein kleiner, niedlicher Ort, von dort aus geht es nach einem Bummel und einem Cappuccino am Hafen mit der Fähre weiter. Peschiera hat mir gut gefallen, aber der Autoverkehr, der sich durch die Straßen gequält hat, war schon etwas nervig. Vielleicht lag es daran, dass Samstag war und der Ferienverkehr dann noch ausgeprägter ist. Als ich an der Blechlawine in Richtung Ortskern laufe, bin ich zumindest froh, dass ich mit dem Zug angereist bin und mich nicht durch diese Schlange quälen muss.
Mein Tagesziel ist Malcesine, nicht zuletzt, weil mein Vermieter in Verona mir den Ort als einen der schönsten Orte am Gardasee angepriesen hat. Ich kann entweder den Bus oder die Fähre nehmen, aber vom Boot aus habe ich definitiv die bessere Sicht. Vom Wasser aus kann ich wunderbar auf die steil aufragende Küste und die kleinen, malerischen Orte blicken. Am Hafen von Peschiera kaufe ich das Ticket für die Fähre. Achtung, bis nach Malcesine fahren nicht so viele Fähren, daher würde ich empfehlen, sich vorher über die Abfahrtszeiten zu informieren. Die Fahrt dauert ein paar Stunden, denn die Fähre fährt nicht besonders schnell. Wer vorher ausstiegen möchte, z.B. in Bardolino, der ist flexibler, denn hier halten mehr Boote. Der Fahrplan hängt auch am Hafen am Tickethäuschen aus.
Bootstour bis Malcesine
Und das Boot war definitiv die richtige Entscheidung. Die Ausblicke sind großartig und das maritime Flair auch. Ziemlich gemütlich tuckert das Boot über den See und hält unterwegs an den Orten am Ufer an. Die Uferpromenaden sind voller flanierender Menschen, die das schöne Wetter und ihren Urlaub genießen. Maritimes Flair mit Berggipfeln im Hintergrund. Ich muss zugeben, dass das eher zeitlos als altbacken ist.
Bestes Panorama auf See und an Land
Aber irgendwann ist auch die Fähre in Malcesine angekommen. Schon von weitem erkenne ich die charakteristische Burg auf dem Hügel über dem Ort. Der ist ziemlich überfüllt und auch in den Cafés ist kaum ein freier Platz zu finden. Nach einer Stärkung in einem kleinen Fischrestaurant (das Personal spricht deutsch) erkunden wir Malcesine. Und mein Vermieter lag nicht falsch mit seiner Empfehlung. Durch kleine, enge Gassen, über Kopfsteinpflaster und vorbei an winzigen Läden und Cafés lässt es wich wunderbar bummel. Überall werden Olivenbäume und Souvenirs mit Zitronenmotiven angeboten. Wer Lust auf allerlei italienische Haushaltsgegenstände und Küchenutensilien hat, ist hier genau richtig. Und natürlich gibt es auch überall Eisdielen. Tatsächlich hätte mir Malcesine noch besser gefallen, wenn hier nicht so viel los gewesen wäre. Aber trotz allem hat sich die lange Bootfahrt gelohnt. Oben an der Burg gibt es noch schöne Ausblicke über den Ort, den See und die schroffen Berge des gegenüberliegenden Ufers.
Aber tatsächlich werden noch einige meiner Vorurteile, von denen ich zu Beginn berichtet hatte, bestätigt. Ich habe das Gefühl überall viel Deutsch zu hören, vorwiegend von älteren Urlaubern. Und auch in den Restaurants und Cafés hat man sich auf die deutschen Touristen eingestellt. Die Kellner sprechen ziemlich gutes Deutsch, die Karten und Aufsteller fast nie italienisch und tatsächlich habe ich noch ein ganz altes Relikt aus früheren Tagen gesehen: Ein Schirmchen auf einem Eisbecher. Und als ich einen „Café“ bestelle, bringt mir der Kellner statt eines italienischen Espressos eine Tasse Filterkaffee. In Verona hingegen war das mit dem Café noch klar gewesen. Café in Italien ist gleich Espresso in Deutschland. Aber abgesehen von diesen eingedeutschten Erfahrungen überwiegen klar die Begeisterung für den Gardasee.
Per Bus zurück nach Paschiera del Garda
Zurück von Malcesine geht es dann per Bus. Das Busnetz ist sehr gut ausgebaut und die Tickets sind günstig. Der Bus fährt zurück nach Peschiera del Garda und passiert dabei die Orte, die ich auf dem Rückweg nur vom Wasser aus gesehen habe. Und natürlich war die Sicht vom Wasser deutlich schöner. Aber auch im Bus bekomme ich beim Blick nach draußen noch einiges an Dolce Vita mit. Das Panorama ist einfach großartig und mich wundert es nicht, dass so viele Touristen schon früher auf den Weg zum Gardasee gemacht haben. Weniger schön ist es bestimmt nicht geworden.
In Peschiera del Garda fährt dann wieder der Zug zurück in Richtung Verona. Hier könnte ich sicherlich auch mehr als einen Tag verbringen, denn die kleinen Orte, an denen ich nur vorbeigefahren bin, lohnen sicherlich auch einen Besuch. Ich war überrascht, dass ich den Gardasee auch problemlos ohne Auto erkunden konnte. Zug, Bus und Schiff sind eine stressfreie und günstige Alternative zu den vollen Straßen. Ich verlasse den Gardasee mit vielen idyllischen Bildern im Kopf und der Erkenntnis, dass es hier richtig schön ist. Dass diese Traditionsdestination wieder neue Beliebtheit erlangt hat, wundert mich nach meinem Besuch längst nicht mehr.
Noch ein Tipp, wenn du in der Gegend bist: das romantische Verona.
Wir verbringen seit nunmehr 8 Jahren unseren Urlaub am Garda See, allerdings in Cisano, das ist ein kleiner Ort, der zu Bardolino gehört. Für meinen Mann und mich ist dieser Ort am Benaco (so nennen ihn die Einheimischen) zur zweiten Heimat geworden.
Vielen Dank für diesen schönen Bericht.
liebe Grüße
Gabi
Hallo Gabi, ich habe Bardolino nur vom Wasser aus gesehen, aber es sah auch wunderschön aus.
Es ist toll, wenn ihr dort eine zweite Heimat habt. Da lässt es sich sicherlich gut aushalten.
Viele Grüße
Sarah
Ich verbinde mit dem Gardasee,nur schöne Urlaube die vielen Märkte,den Bummel durch die kleinen Gassen.Der See ist immer eine Reise wert.Meinen Hund fand ich damals an einer kleinen Tankstelle in Gargnano…und auch er hatte wunderschöne Urlaube am Gardasee.Leider ist er nicht mehr da aber die Sehnsucht bleibt.Nach Bella italia
Ja es ist wirklich ein schöner Ort. Auch wenn überall ganz schön viel los war. Vielleicht siehst du den See irgendwann noch einmal wieder.
Viele Grüße
Sarah
Wir waren auch dirses Jahr mit dem Wohnmobil am Gardasee es war traumhaft schön.
Ich fand es auch toll, die Reise lohnt sich.
Viele Grüße
Sarah
Ich war das erste Mal am Gardasee das Jahr 1992 .Da waren wir auf dem Campingplatz in eine kleine Holz Hütte, von Neckermann gebucht, ich weiß nicht mehr wie der Ort heißt, gegenüber von Malesine. Der Ort der an der Wand geklatscht ist, ein malerischen Örtchen. 16 mal waren wir am Gardasee, die letzten Jahre in badoline, ich finde den Gardasee so romantisch. Leider ist mein Mann verstorben, musste 2017 den Urlaub abbrechen am Gardasee. Ich kann nur sagen ,einmal muss man am Gardasee gewesen sein .Leider komme ich nicht mehr dahin .
Meinen Sie mit dem gegenüberliegenden Ort „Limone“?
Hallo Gisela, das klingt noch sehr ursprünglich im Jahr 92. Da hast du hoffentlich tolle Erinnerungen.
Ich könnte mir auch vorstellen noch einmal hinzufahren, denn einmal ist eigentlich zu wenig.
Viele Grüße Sarah
eine Frage : ist das ein Buch?
Hallo Gabi,
nein kein Buch. Es ist nur ein Bericht.
Viele Grüße
Sarah