Welches Essen du auf deiner Vietnamreise unbedingt probieren solltest
Ich steige in Hanoi aus dem Nachtzug, etwas zerknautscht von der langen Reise aus dem Norden. Es ist noch früh, kurz nach 5 Uhr morgens und die Stadt erwacht gerade erst. Auf dem Weg zu meinem Hostel laufe ich an Ecken vorbei, an denen fleißige vietnamesische Frauen schon Zutaten schneiden, Einkaufstüten sortieren und in Kochtöpfen rühren. Die hier überaus beliebte Suppe Pho köchelt schon und wartet darauf, dass die ersten Kunden zum Frühstück kommen. Eine Frau stellt schon die kleinen blauen und roten Hocker auf den Bürgersteig und lacht mich freundlich an. Ja, denke ich, das ist das echte Leben hier.
Es gibt Länder, in denen das Essen einen ganz besonderen Stellenwert hat und Vietnam gehört sicherlich dazu. Für mich als echten Foodie gehört das asiatische Essen zu meinen Lieblingsküchen und bereits auf meinen Reisen nach Thailand kam ich kaum aus dem Schwärmen raus.
Für mich ist Essen nicht nur zuhause wichtig, sondern auch wenn ich unterwegs bin. Ich liebe es über Märkte zu schlendern, einheimische Gerichte zu probieren und etwas authentisches zu essen. Kleine Garküchen und dampfende Kochtöpfe üben immer eine gewisse Faszination auf mich aus. Einheimisches Essen zu probieren gehört bei mir zu einer Reise einfach dazu. Immer wieder lasse ich mich bei Streetfood Touren vom lokalen Essen begeistern. Auf diesen Touren lernt man immer wieder etwas neues und besucht Stände oder Läden, die man ohne einen Guide vermutlich nie besucht hätte. Und das macht so eine Tour für mich immer besonders spannend.
Vietnam ist sehr bekannt für vielfältiges Essen und war auch einer der Gründe warum ich mich so auf diesen Trip gefreut habe. Dort wird eigentlich immer gegessen und vor allem wird immer frisch gekocht. Habe ich mich zu Beginn schwer getan morgens schon eine heiße herzhafte Suppe zu essen, so habe ich diese andere Art des Frühstücks mit der Zeit sehr gern in Anspruch genommen.
Das Nationalgericht – Phở
Die Pho gehört zu den bekanntesten vietnamesischen Gerichten und ist eine Suppe mit Rind (Pho Bo) oder mit Hähnchen (Pho Ga). Reisnudeln, Fleisch, frische Kräuter und hin und wieder auch Sprossen oder Frühlingszwiebeln werden in eine Schüssel getan und mit der heißen Brühe übergossen. Getoppt mit etwas Chili und Limette und einfach drauflos schlürfen. Im Übrigen ist die salzige Brühe auch bei heißem Wetter sehr gut, auch wenn wir Europäer an heißen Tagen eher etwas kühleres essen.
Sommerrollen oder Gỏi cuốn
Überall bekannt sind die Frühlingsrollen, die kleinen gefüllten frittierten Rollen mit unterschiedlicher Füllung. In Vietnam gibt es die in Deutschland bekannten Sommerrollen, hier werden sie fresh spring rolls genannt, auf vietnamesisch Gỏi cuốn. Meistens bekommt man sie mit Erdnusssoße serviert. Die Füllungen sind sehr vielfältig, Garnelen, Fleisch, Omelette oder vegetarisch. Aber frische Kräuter und Reisnudeln gehören immer dazu. Super erfrischend und zu jeder Gelegenheit zu empfehlen. Lecker.
Ein leckeres Frühstück – Bánh cuốn
Eine Bekannte, die in Ho-Chi-Minh-City lebt, hat mir ein weiteres Gericht empfohlen, Bánh cuốn. Auf meinen Streifzügen durch Hanoi habe ich immer die Augen danach offen gehalten, weil ich mir diese Köstlichkeit nicht eingehen lassen wollte. Dabei handelt es sich um gedämpfte Reispfannkuchen, die oftmals mit Fleisch, Pilzen und Kräutern gefüllt werden. Ein bisschen im Frühstückshimmel war ich schon, als ich die cremig-kräuterigen Pfannkuchen mit den frittierten Röstzwiebeln in die Fischsauce getunkt habe. Eine herrliche Kombination von Aromen direkt zum Frühstück, da brauche ich kein Marmeladentoast mehr.
Ein Must in Hanoi: Bún cha
Ein Sprichwort sagt „Du kannst Hanoi nicht verlassen ohne Bún Cha gegessen zu haben“. Das lasse ich mir nicht zwei mal sagen. Nicht zuletzt ist dieses Gericht berühmt geworden weil Barack Obama und Anthony Bourdain es bei ihrem Besuch in Hanoi gegessen haben. Ich sehe mich noch heute durch die Straßen von Hanoi stromern, um dieses Restaurant zu finden und die freundlichen Restaurantbesitzer haben sich schon auf die vielen westlichen Touristen eingestellt. Ich zeige auf die Karte mit den Bildchen und bestelle die gegrillten Fleischbällchen mit Frühlingsrollen. Immer mehr Zutaten werden auf den Tisch vor mir platziert.
Nudeln, Kräuter, Chili, Limetten, Frühlingsrollen und Soße. Und dann kommt die heiße Bowl mit der leicht fettigen Brühe und den dampfen Bällchen. Ich bin etwas überfordert wie ich das ganze jetzt essen soll und offensichtlich ist mir meine Verwunderung deutlich anzusehen. Die leicht belustigten Köchinnen kommen zu mir und zeigen mir dann wie man es richtig isst. Ein bisschen von allem in die Schüssel und los geht’s. So einfach. Da hat Barack Obama schon was gutes ausgesucht.
Kulinarischer Hotspot Hue
Ich habe viele wahnsinnig leckere und vielfältige Gerichte gegessen und leider konnte ich mir gar nicht von allen den Namen merken. Im Rahmen von Streetfoodtouren gab es auch immer wieder Gerichte, die es sonst für den Touristen kaum gibt. Das ist ja das tolle daran, daher würde ich jedem, der nach Vietnam reist und etwas von der Küche probieren will, eine solche Tour empfehlen. Vor allem in Hue, das bekannt für seine Küche ist, habe ich besonders gut gegessen.
Eine andere Travellerin, die vor mir in Hue war, hatte mir ein kleines Restaurant und ein Gericht (Bánh Khoái) empfohlen, welches ich natürlich auch probiert habe. Auch das bekannte Restaurant in der Stadt, das uns die Rezeptionistin empfohlen hatte, ließ kaum Wünsche übrig. Zwar versprühte es eher Kantinencharme aber darauf kommt es in Vietnam eben nicht so an. Auch wenn die Atmosphäre nicht zwangsläufig gemütlich ist, ist das Essen trotzdem lecker. Wir waren eine größere Gruppe von Backpackern und haben fast die gesamte Karte durchprobiert, weil sich jeder für etwas anders entschieden hatte. Was für ein Festmahl!
Ich hatte mich für Nem lui entschieden, gegrillte Schweinefleischspieße auf Zitronengras mit einer lokalen Erdnusssoße. Wenn ich heute mal vietnamesisch Essen gehe, bestelle ich es mich auch ab und zu, weil es bei mit sofort Erinnerungen an Hue und die Zeit dort hervorruft.
Unweigerlich kommt man beim Thema Essen und Vietnam bei der Reiseplanung zu Anthony Bourdain. Der bekannte amerikanische Koch, der leider viel zu früh von uns gegangen ist, war ein großer Liebhaber der vietnamesischen Küche und auch in Vietnam mittlerweile sehr bekannt. Er war es auch, der viele der Gerichte mit seinen Sendungen berühmt gemacht und den Besitzern der Restaurants und Garküchen einen Zustrom an Touristen beschwert hat.
Natürlich habe ich ich fasziniert vor YouTube gesessen und mir die Tipps angesehen und fleißig die Orte vermerkt, die er empfohlen hat. Und so kam ich in Hoi An nicht an dem berühmten Banh Mi Stand vorbei, Bánh Mì Phượng.
Banh Mi kennt in Vietnam jeder. Ein frisches Baguettebrötchen, welches man nicht mit den unterschiedlichsten Füllungen belegen lassen kann. Die Brötchen sind sicherlich ein Überbleibsel aus der französischen Kolonialzeit und sind wirklich super knusprig. Oft werden sie mit Leberwurst, Schweinebraten, Wurst, Schinken oder Ei belegt und dann natürlich mit Kräutern und etwas Chili garniert. Man kann es zu jeder Tageszeit essen und es kommt dem westlichen Touristen wohl am ehesten bekannt vor. Ideal für einen Snack oder ein schnelles Mittagessen am Flussufer von Hoi An. Aber wie gesagt, im ganzen Land gibt es Banh Mi wenn ihr unterwegs mal wieder Lust auf ein Brötchen habt.
Knusprige Pfannkuchen Bánh xèo
Zu guter Letzt gehört auch noch das Bánh xèo zu meinen kulinarischen Empfehlungen. Der knusprige Reispfannkuchen wird mit Sojasprossen und Garnelen gefüllt und dann mit viel Kräutern und Salat in ein weiches Reispapier zu einer Rolle eingewickelt. Und dann ab in die Erdnusssauce dippen und genießen. Es erfordert ein bisschen Fingerfertigkeit alles ineinander einzuwickeln aber nach den ersten 2 Rollen klappt es dann ganz gut. Wenn ihr also Bánh xèo irgendwo in einem Restaurant sehr und ihr es laut brutzeln hört, solltet ihr auf jeden Fall reingehen.
But first…..wunderbare Kaffeewelt
Nicht nur beim Essen gibt es in Vietnam eine große Vielfalt, die Vietnamesen sind auch große Kaffeetrinker. Natürlich steht überall Tee auf den Tischen, aber wenn das Essen erst einmal vertilgt ist, gönnt man sich gerne einen vietnamesichen Kaffee, Cà phê sua. Dieser ist relativ stark und eigentlich immer aus kräftigen Robusta Bohnen hergestellt. Typisch ist dabei der Kaffeefilter, der auf der Tasse oder dem Glas steht und von dem der Kaffe ganz frisch in die gesüßte Kondensmilch tropft. Diese klebrige, süße Angelegenheit schmeckt sowohl heiß als auch kalt mit Eiswürfeln (Cà phê sua da).
Ein weiteres Kaffeehighlight ist der bekannte Egg-Coffee Cà phê trúng. Hier wird das Eigelb mit Zucker dick aufgeschlagen und auf dem heißen Kaffee serviert. Es hört sich ziemlich exotisch an aber ihr solltet ihn definitiv probieren. Vor allem für kleine Nachkatzen ist der Kaffee wirklich zu empfehlen. Das Original gibt es in Hanoi.
Ganz oben auf der Where-to-drink-coffee-Liste ist für mich die Kette Cong Caphe mit ihrem Coconut Coffee. Die Kette findet ihr vor allem im Norden und im Süden auch in den großen Städten und ist eine Instutution in Vietnam. In Anlehnung an die VietCong Kämpfer tragen die Angestellten entsprechende Uniformen und die Filialen sind immer sehr nostalgisch eingerichtet. Hier hängen auch immer viele Touristen aus allen Kontingenten rum, die meisten kennen einfach das Coffeshop Flair aus ihrer Heimat. Der Coconut Coffee ist gefrorene Kokosmilch mit einem heißen starken Kaffee und ähnelt einfach einem Eiskaffee mit Kokosgeschmack. Ein echtes Kultgetränk und gerade bei den heißen Temperaturen solltet ihr ihn unbedingt mal probieren.
Der vietnamesische Salzkaffee Cà phê muối in Hue ist ein echter Geheimtipp und wird noch wenig in Vietnam angeboten. Ich habe diesen Tipp von der wunderbaren Lien, die auch meine Streetfoodtour organisiert hatte. Der Salzkaffee ist im Prinzip ein klassischer vietnamesischer Kaffee mit gesüßter Kondensmilch, der mit ein bisschen Meersalz verfeinert wird. Wir würden ihn hier wohl eher Salted Caramel Coffee nennen. Mir hat er ganz wunderbar geschmeckt, eine köstliche Idee für einen Kaffee.
Und noch so vieles will entdeckt werden
Es gibt noch so viele tolle Gerichte in dieser Küche und es würde viel zu lange dauern noch mehr hier aufzuzählen. Fest steht, dass ich in Vietnam nie schlecht gegessen habe und ich auch selten so gut gegessen habe. Fast alles wird frisch zubereitet und oft kann man den Köchen dabei zusehen. Vietnam ist wirklich ein Paradies für Essensliebhaber und die Küche gehört definitiv zu meinen liebsten.
Ja, ich habe auch vieles gesehen wo ich lieber dran vorbei gegangen bin und wo ich gar nicht wissen wollte was es war aber da ich den Köchinnen und Köchen meisten beim Zubereiten zusehen konnte, hatte ich gar keine Bedenken mir die lokalen Köstlichkeien schmecken zu lassen.
Auch wenn es schwer ist, sich den authentischen Geschmack mit den frischen Kräutern nach Hause zu holen. Am besten geht das immer noch bei einem vietnamesischen Restaurant um die Ecke. Dann fühle ich mich wieder nach Hanoi oder Hue versetzt, nur dass dieses Mal die Stühle etwas bequemer sind.