Was es in der Hauptstadt Lettlands alles zu entdecken gibt
Lettland ist neu auf meiner Reiselandkarte. Ziemlich spontan und recht unerwartet stieß ich bei meiner Suche nach einem neuen Ziel für einen Kurztrip auf Riga. Manchmal kann man auch die Flug-Suchmaschinen entscheiden wohin es gehen soll. Und meine Städtereise nach Riga war so eine Entscheidung. Ohne große Erwartungen und mit jeder Menge Vorfreude stieg ich in den Flieger und flog dem Baltikum entgegen. Und meine Wahl entpuppte sich als Glücksgriff. Nachdem ich im Jahr zuvor schon Tallinn und seinem Weihnachtsmarkt einen Besuch abgestattet hatte, hatte ich gehofft, dass auch Riga ähnlich schön sein würde. Die kleinen Länder des Baltikums sind nicht ganz oben bei vielen Wunschreisezielen, aber bei mir haben sie definitiv weiter nach oben gearbeitet. Ein Wochenende in Riga ist ideal für alle, die nicht in überlaufene und kleine Städte reisen wollen. Lies weiter, um zu erfahren, was ich alles dort in drei Tagen gemacht und gesehen habe.
Freitag Mittag: Willkommen in Riga und ab nach oben
Mein Hotel liegt im historischen Zentrum Rigas, nicht weit von der Peterskirche. Von dort aus kann ich fast alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß entdecken. Für die Fahrt vom Flughafen bis in die historische Altstadt nehme ich bequem den Bus. Dieser hält nicht direkt im Zentrum, da die Straßen dort zu schmal für Busse sind, aber die letzten Meter zur Unterkunft laufe ich. Mein Koffer hoppelt über das Kopfsteinpflaster und ich ärgere mich, dass ich mich gegen den Rucksack entschieden habe. Einen Teil des Weges trage ich den Koffer daher, bis ich das Hotel erreiche. Nachdem ich eingecheckt habe, trinke ich erst einmal einen Kaffee und gönne mir ein Stück Kuchen, während ich Riga erst einmal auf mich wirken lasse.
Die Sonne geht langsam unter und ich mache mich auf den Weg zu einem der am meisten empfohlenen Aussichtspunkte in Riga. Dem Kirchturm der Petrikirche. Der Aufstieg kostet Eintritt, aber es lohnt sich. Vor allem jetzt bei Sonnenuntergang wird Riga in ein schönes orangenes Licht getaucht. Von der Aussichtsplattform aus kann ich die Stadt in allen Richtungen sehen, überblicke die Altstadt, die moderne Bibliothek auf der anderen Flussseite und die neueren Stadtteile jenseits des Freiheitsdenkmals Brīvības piemineklis. Nach diesem Rundumblick spaziere ich durch die Altstadt, die jetzt am Abend viel leerer ist als am Tag. Einheimische wohnen hier kaum und gehen (so erfahre ich es in den nächsten Tagen von ihnen selbst) zum Essen oder auf einen Drink eher selten hierher. Sie bleiben eher im „neuen“ Zentrum (Centrs) abseits der Touristenpfade. Nach einem Abendessen krabbele ich zufrieden ins Bett und freue mich auf die kommenden Tage.
Samstag: Riga intensiv
Nach dem Frühstück schließe ich mich einer Stadtführung an. Ich habe wie so oft eine Free Walking Tour gebucht. Rund zwei Stunden lang erkunden wir die historische Altstadt und lernen viel über die vielseitige und interessante Geschichte der Stadt. Warum hat die Stadt deutsche Wurzeln und wieso ist eine schwarze Katze heute ein beliebtes Mitbringsel und Wahrzeichen?Warum dient dieser Teil Rigas auch als Filmkulisse? Kein Wunder bei den pittoresken Häusern und Straßen, die es hier gibt. Eine kleine Kuriosität erwartet mich am Ende der Führung. Denn auch Riga hat seine eigenen Stadtmusikanten. Als Partnerstadt von Bremen waren diese ein Geschenk aus Deutschland und haben sich zu einem sehr beliebten Fotomotiv entwickelt.
Nach der Stadtführung mache ich mich noch einmal auf dem Weg zu einem echten Fotospot. Die orthodoxe Holy Trinity Church. Die Kathedrale ist dank ihrer pinken Farbe ein echter Hingucker. Zusammen mit den blauen Zwiebeltürmchen hat sich dieser Abstecher gelohnt. Da die Kirche geöffnet ist, schaue ich mir auch das Innere an.
Zurück in der Altstadt ist es Zeit für einen Kaffee. Tatsächlich sehe ich hier einen Touristen wieder, der auch schon auf dem Kirchturm stand. Die Stadt ist eben klein und gemütliche Kaffeespots begehrt. Es gibt zwar doch erstaunlich viele Tourist*innen in Riga, aber ich habe nicht dass Gefühl, dass die Stadt überlaufen ist. Alles ist entspannt und weit weg von den überfüllten Altstädten von Prag oder Verona.
Später am Nachmittag mache ich mich auf dem Weg zu einer der schönsten Viertel Rigas. Neben der mittelalterlichen Bebauung der Altstadt und den sowjetischen Gebäuden der Randgebiete verfügt Riga über ein wunderschönes Jugendstilviertel. Die gut erhaltenen Palais rund um die Albertstraße sind richtige Schmuckstücke und lassen Herzen von Architektur- und Städtebaufans höher schlagen. Es werden auch Führungen durch dieses Viertel angeboten, bei denen man auch mal das ein oder andere Foyer besichtigen kann. Die Fassaden sind beeindruckend und ich lege die Kamera kaum aus der Hand. Da mir vom Laufen mittlerweile ein bisschen die Füße wehtun, entscheide ich mich dafür, ein Stück mit der Tram zurück zu fahren. Auf dem Weg zum Hotel laufe ich noch einmal am Schwarzhäupterhaus vorbei. Dort steht eine junge Musikerin und spielt ganz zauberhaft Cello. Viele andere Menschen sind wie ich stehen geblieben und hören fasziniert zu. Ich setze mich auf eine Bank und genieße die tolle Atmosphäre, während der Tag langsam ausklingt.
Sonntag: Ans Meer und in die Vergangenheit
Der letzte Tag bricht an und nach einem leckeren Frühstück in einer Bäckerei geht es für mich zum Bahnhof. An einem Schalter kaufe ich Zugtickets nach Jurmala. Die Fahrt ist mit 1,50 € pro Strecke sehr günstig und nach einer halben Stunde Zugfahrt erreiche ich den Bahnhof Majori. Gemeinsam mit vielen anderen Sonntags-Ausflüglern steige ich aus und laufe in Richtung Meer. Das Wetter ist gut, auch wenn der Wind ganz schön pfeift, ist es sonnig. Vorbei an schicken Datschen aus Holz führt der Weg zum Strand. Der breite Sandstrand ist richtig schön und ich kann mir vorstellen, dass hier im Sommer richtig viel los ist. Die Strandbars sind jetzt natürlich geschlossen, aber man kann wunderbar spazieren gehen. Ganz entspannt kann ich hier von Trubel in der Stadt abschalten und die Ostseeluft genießen. Die Fußgängerzone von Jurmala ist dann eher etwas enttäuschend, aber vermutlich liegt auch das an der Jahreszeit. In den umliegenden Sommer- bzw. Wochenendhäuser kann ich mir durchaus vorstellen mal ein paar Tage zu verbringen.
Zurück in Riga ist es Zeit für ein spätes Mittagessen und ich finde einen gut bewerteten Bagelshop. Nach der Stärkung steht noch einmal eine Führung auf dem Programm. Im alten KGB Gebäude, welches so noch erhalten ist, bekomme ich die Schrecken dieser Zeit vor Augen geführt. Zwar ist der Guide nicht sonderlich motiviert, aber die Kulissen der Gefängniszellen, Verhörräume und der Exekutionsraum sprechen für sich. Auch wenn dieses Erlebnis äußerst bedrückend ist, gehört es für mich zu den Must-Dos, wenn man in Riga ist. Danach tut der Spaziergang entlang des Brivibas Boulevard zum Abschalten ganz gut. Am Fuße des Radisson Hotels (nahezu jeder empfiehlt hier einen Sundowner an der Drink oben in der Bar unter dem Dach) statte ich noch der imposanten Geburtskathedrale einen Besuch ab. Die russisch-orthodoxe Kirche ist innen und außen ein Hingucker. Der Eintritt ist frei. Wie auch bei der Trinity Church solltest du als Frau bei deinem Besuch die Haare mit einem Tuch bedecken.
Mein Besuch in Riga neigt sich dem Ende zu und morgen geht es ganz früh wieder zurück nach Deutschland. Die Stadt hat mich richtig überrascht und einen positiven Eindruck hinterlassen. Sie ist richtig schön und sehr vielseitig. Die bewegte Geschichte hat überall ihre Spuren hinterlassen und das macht Riga so spannend. Außerdem ist die lettische Hauptstadt nicht so überlaufen wie andere Städte und dazu noch recht entspannt. Das Reisen ist hier einfach, du kannst per Bus, Tram oder zu Fuß fast alles erreichen. Englisch wird überall sehr gut verstanden und gesprochen. Die Letten sind uns vor allem bei der Digitalisierung weit voraus – hier wird fast ausschließlich mit Karte bezahlt (im Bus gibt es gar keine Barzahlung). Riga war für mich die Überraschung meines Reisejahres 2024 und ein Geheimtipp für deine Städtereise.
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