Von heißen Quellen, weiten Fjorden und einsamen Küsten
Wer einmal in Island war, der verliebt sich ganz schnell in das überwältigende Island. Diese großartige Landschaft, endlose Weiten und die volle Kraft der Natur. Da fühlt man sich einfach ganz klein. Wenn ihr auch überlegt etwas ganz spezielles auf Island zu erleben, dann seid ihr hier richtig. Denn die Westfjorde sind das perfekte Ziel für Abenteurer. Und wenn ihr ca. eine Woche einplant, habt ihr genug Zeit, diese wilde Schönheit mit dem *Mietwagen zu entdecken. Hier habe ich ein paar Gründe für euch warum ihr die Westfjorde für euer nächstes Ziel auswählen solltet.
Sie sind längst nicht so touristisch wie die allseits bekannte Ringstraße und viele der Reisenden, die Island besuchen, lassen die Westfjorde aus. Dabei sind sie doch durchaus sehenswert und nicht weniger spektakulär als der Rest der Insel. Wie sich die Westfjorde beschreiben lassen? Einzigartig, wild, überwältigend. Beeindruckend, einsam und wunderschön. Das sind viele Superlative aber sie sind nicht übertrieben.
Die Landschaft ist der Star
Mich zieht es ja gerne in die Regionen abseits der klassischen Touristenpfade und als ich die ersten Bilder der Westfjorde gesehen habe, war die Entscheidung gefallen nicht die Ringstraße weiter zu entdecken. Die Westfjorde liegen im Nordwesten Islands und sind eine Halbinsel mit über 20.000 km² wilder Natur. Ein Paradies für Naturfreunde und Abenteurer. Die zerklüftete Landschaft ist deutlich rauher und wilder als das restliche Island. Ich würde sie nicht für euren ersten Besuch auf Island empfehlen, sind sie doch eher für Wiederholungstäter geeignet. Viele der Straßen sind Schotterpisten und teilweise bis ins Frühjahr hinein aufgrund des Wetters nicht geöffnet oder befahrbar. Zumindest nicht für Nicht-Isländer in einem Standard Mietwagen.
Strände
Strände auf Island? Ja die gibt es zwangsläufig auf einer Insel, allerdings laden diese hier nicht wirklich zum Baden ein. Dafür ist das Wasser einfach viel zu kalt. Aber die Strände selbst sind einfach toll. Während die meisten Strände von der Lava schwarz und dunkel sind, ist für mich der Rauðisandur einer der schönsten der Region. Allein der Weg dorthin ist das reinste Abenteuer und nichts für schwache Nerven. Steile Kurven und Serpentinen führen hinab zu einer Bucht, in der eine der schönsten Strandlandschaften überhaupt wartet. Außer einem kleinen Campingplatz ist hier nicht viel los und meist habt ihr den ganzen Strand für euch selbst. Wenn nur der pfeifende Wind nicht wäre….
Papageitaucher
Sie sind so niedlich, die kleinen Papageitaucher. Es gibt sie an vielen Stellen Islands und wenn ihr während der Sommermonate auf Island unterwegs seid, solltet ihr euch aufmachen und die kleinen süßen Vögel suchen. In den Westfjorden, am Látrabjarg Felsen nisten sie in großen Kolonien. Für mich gehört dieser Ort zu einem der Highlights auf dem Roadtrip. Die Felsen fallen teilweise bis zu 400 Meter steil ab ins Meer und man selbst läuft mit einigem Respekt vor der Kante ebendiese entlang und hält nach den kleinen roten Füßchen Ausschau. Und mit Glück entdeckt man sie dann in der Nähe und ist ganz begeistert wie unbeeindruckt sie von dem Menschenbesuch sind. Die Felskante ist ungesichert, also sollte man immer mit dem nötigen Respekt an der Kante entlang gehen und genügend Abstand halten.
Viele der anderen Besucher geben auch schon mal Tipps wo sie die Papageitaucher gesichtet haben oder ihr orientiert euch enfach daran wo Menschen mit der Kamera auf dem Boden liegen oder sich in einer kleinen Gruppe zusammenfinden. Dort sind meistens auch die niedlichen Vögel zu sehen. Dazu kommt noch die einzigartige Kulisse mit dem Felsen, der unglaublichen Brandung und dem frischen Nordwind. Ich glaube hier habe ich mich besonders dick eingepackt.
Heiße Quellen – Hot Pots
Zieht man in den Westfjorden aufgrund des kalten Windes immer viel an, so fühlt es sich einfach toll an sich nach dem Tag auf der Piste (oder auch zwischendurch einfach mal) alles wieder auszuziehen und sich in einem Hot Pot zu entspannen. In den Westfjorden gibt es viele von diesen heißen Quellen. Mal nur kleine Tümpel, mal ausgebaute Becken. Aber eines haben sie immer alle gemeinsam: einen tollen Ausblick. Die Nutzung ist in der Regel kostenlos, ihr könnt aber gerne eine Spende für die Unterhaltung dalassen. Mein Highlight war der Pollurinn Hot Pot in Tálknafjörður. Er ist 46 Grad heiß, hat aber unterschiedlich warme Becken. Hier trifft man zwar einige Leute, aber das Panorama ist wirklich toll.
Der wohl verrückteste Hot Pot ist für mich der Krossneslaug Pool an der Strandirküste. Völlig abgelegen nach stundenlanger Schotterpiste und fern ab von größerer Zivilisation taucht am Ende ein Schwimmbad direkt am Strand auf. Leider war er bei unserem Besuch wegen Sanierung geschlossen aber der Whirlpool war geöffnet und das haben wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen. Wer auch immer sich entschieden hat hier einen Pool aufzubauen, dem sei definitiv gedankt. Für mich ein echter Geheimtipp.
Fjordkulissen
Die Westfjorde sind ziemlich dünn besiedelt und entsprechend einsam ist es hier. Da bleibt umso mehr Platz für die Natur. Und die protzt hier schon ziemlich. Ok, man muss das Karge mögen aber für mich sind es die weiten Fjorde und die hohen Felsen, die die Natur hier ausmachen. Immer wieder stürzt sich ein Wasserfall über die Kante und die Straßen müssen sich mühsam erst an der einen, dann an der anderen Seite der Flanken entlangschlängeln. Da braucht man schon einmal eine Stunde nur um einen Fjord komplett entlangzufahren. Aber genau das ist es was euch hier erwartet. Hier ist tatsächlich der Weg das Ziel aber dafür ist der Weg hier besonders sehenswert. Leider haben wir keine Buckelwale gesehen, die sollen sich hier nämlich immer mal wieder im Sommer aufhalten.
Wasserfall XXL
Wo wir gerade beim Protzen sind, dieser Wasserfall nimmt es mit allen anderen in Island auf. Eines der Highlights der Region ist definitiv der Dynjandi Wasserfall. Schon von Weitem sieht man ihn über die Felskante tosen. Über mehrere Etagen baut sich dieser beeindruckende Zeitgenosse auf über 100 Meter auf und erst wenn man vor ihm steht wird einem bewusst wie klein man doch im Vergleich dazu ist. Hier haben wir im Übrigen die meisten Menschen auf der Route getroffen. Kein Wunder, denn den Dynjandi sollte man keinesfalls auslassen.
Strandirküste
Wenn man einen echten Westfjordler fragt was man sich den in seiner Heimat anschauen sollte, dann kommt als Antwort „die Strandirküste“. So ging es mir bei meiner Recherche, als ich einfach einen Blogger aus der Hauptstadt Ísafjördur anschrieb. Wenn ihr bei eurer Zeitplanung noch einen Tag übrig habt, kann ich diesen Tipp nur weitergeben. Die Strandirküste ist noch einsamer und abenteuerlicher als der Rest der Fjorde. Hier knallt die Polarluft direkt auf die Küste und es zieht überall. Die Straße besteht praktisch nur aus Schotterpiste und diese ist in der Regel auch nicht dafür ausgelegt, dass sich hier zwei Autos begegnen. Aber das tut es vermutlich auch eher selten, ist hier nur wenig los und die Küste zählt zu den einsamsten Regionen in ganz Island.
Vielerorts sieht man altes Treibholz am Strand, dieses kommt über die arktischen Ströme teilweise von Russland und wird dann hier angeschwemmt. Wie bei den vielen anderen Highlights ist auch hier die Natur der Star und am Ende wartet eine verlassene Heringsfabrik und eben der Krossneslaug Pool. Wer hier Filmkulissen sucht, bitte schön, einige amerikanische Superheldenfilme wurden hier gedreht, Kaum vorzustellen, dass das gesamte Equipment hierher gebracht worden musste. Ein richtiges Abenteuer und für mich definitiv eines, welches man nicht so schnell vergisst.
Einsame Natur
Island ist ein überaus beliebtes Urlaubsland. Nicht selten trifft man auf der Ringstraße Reisebusse mit Busgruppen, die die Sehenswürdigkeiten “überfallen”. Auch fast alle Individualreisende fahren die Ringstraße 1 entlang und so ist natürlich überall immer viel los. Vor allem im Sommer, während der Hauptsaison. Oftmals hat uns das bei unserer ersten Reise in den Süden nicht so gestört weil wir meist früh morgens los sind und dadurch oft vor dem großen Ansturm da waren. Aber wenn man einmal in die Westfjorde fährt, merkt man schnell den Unterschied. Hier ist viel weniger los und es kommt immer wieder vor, dass ihr den ganzen Tag kaum Menschen unterwegs trefft. Einige Wassefälle, Strände oder Klippen hatten wir ganz für uns alleine und konnten sie in aller Ruhe genießen. Und so kam ganz schnell noch mehr Abenteuerfeeling auf. Mal eben wegen der Aussicht an der Straße anhalten und ein Foto machen? Geht hier fast überall problemlos.
Uns hat genau das so gut gefallen und als wir auf dem Rückweg von Hólmavík in Richtung Kolugljúfur Canyon wieder auf die Ringstraße gebogen sind, waren wir fast ein bisschen überfordert mit soviel Verkehr und so vielen Menschen.
Es gibt noch so viele tolle Dinge über die Westfjorde zu erzählen und viele Gründe sie zu besuchen. Für uns war es die beste Entscheidung diesen Teil der Insel zu erkunden und wir sind nun nach dem zweiten Besuch auf Island noch größere Island Fans geworden. Dieses Land hat so unglaublich viel zu bieten und als Mensch fühlt man sich dort einfach ganz klein. Wir sind große Naturfans und waren jeden Tag aufs Neue von der Landschaft gegeistert. Hoffentlich bleibt sie noch lange so erhalten und unberührt wie wir sie kennen gelernt haben.
Unseren 10-tägigen Roadtrip durch die Westfjorde inklusive Karte habe ich auch in meinem Reisetagebuch festgehalten. Mehr dazu findest du hier. Und wenn du doch lieber erst einmal die Ringstraße erkunden möchtest, habe ich ein paar Tipps für die Südküste für dich.
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Ein Gedanke zu “8 Gründe warum du in Islands Westfjorde reisen solltest”