Wandern auf Madeira: Levada do Moinho und Levada Nova

Die (fast) unbekannte Alternative zur 25 Fontes Route

Immer weiter führt der kleine Pfad am Berg entlang. Rechts von mir ragt der Felsen nach oben, links haben die Bauern dem Berg ein paar kleine Flächen für Ihre Gärten abgerungen. Nur ein paar Meter hat der Berg es zugelassen, weiter oben, wo wir später zurücklaufen werden, war die Natur nicht so großzügig und es bleibt nur Platz für ein, zwei Meter. Wir sind auf Madeira und wandern an der Levada do Moinho entlang. Und während ich vorsichtig den nächsten Schritt auf dem schmalen Weg mache, genieße ich den Moment: das plätschernde, eiskalte Wasser, das direkt neben mir durch die Levada rauscht und der Ausblick über das Tal bis zum Meer.

Levada Nova Madeira

Eine Levada ist eine alte Wasserleitung, die auf Madeira ganz typisch sind und Felder und Dörfer schon früher mit Wasser versorgt haben. Entlang dieser Leitungen gibt es auf Madeira viele Wanderwege. Der Vorteil an diesen Wegen ist, dass sie keine Steigungen haben und die Wege daher kaum anstrengend sind. Allerdings ist der kleine Pfad neben der Leitung auch sehr schmal und verläuft oft an der Felskante, so dass es schon einen gewissen Nervenkitzel mit sich bringt, hier zu wandern.

Must-Do Wanderung auf Madeira 25 Fontes?

Die wohl bekannteste Route bei einer Wanderung auf Madeira ist die der „25 Fontes“, auf dem, wenn ihr den kurzen Schlenker über den Risco einbaut, auch zwei schöne Wasserfälle erleben könnt. In diversen Reiseführern und Wanderbüchern wird diese Route immer empfohlen. Der Weg ist wirklich schön, aber gehört zum Standardprogramm der Madeirareisenden. Dementsprechend viel ist hier los und die Menschenmassen unterwegs trüben dieses Naturerlebnis ein wenig. Schnell bildet sich da auf den schmalen Passsagen mal ein Stau. Und das möchte doch niemand so wirklich.

Levada do Moinho und Levada Nova

Der noch recht neu erschlossene und unbekanntere Weg über die Levada do Moinho und die Levada Nova ist eine tolle Alternative zu den 25 Fontes. Wenn ihr früh am morgen startest, habt ihr große Teile der Wanderung für euch und ihr könnt den Weg und die Natur um euch herum richtig genießen. Und auf spektakuläre Wasserfälle muss auch auf dieser Wanderung niemand verzichten. Denn auf dieser Route erwarten euch gleich mehrere davon, hinter denen Du teilweise herlaufen musst und es wartet ein finsterer Tunnel, der passiert werden will. Viele Erlebnisse und eine wunderschöne Wanderumgebung erwarten euch.

Startpunkt Lombada Kirche

Wir starten an der Kirche von Lombada, direkt in der Nähe von Ponta do Sol. Der Einstieg ist etwas schwierig zu finden, aber wenn ihr direkt an der Kirche in ein paar Betonstufen um die Kirche herum geht (die Beschilderung ist Richtung Levada do Moinho) und an kleinen Schrebergärten vorbeikommt, seid ihr richtig. Dann geht es immer am Wasser entlang, mit dem Rücken zum Meer in Richtung Landesinnere. Später enden die Gärten und die Landschaft wird wilder. Einmal auf dem Weg, könnt ihr euch gar nicht verlaufen, denn die Levada weist euch den Weg.

Einzigartige Szenerien

Immer wieder frage ich mich unterwegs wann und wie die Menschen hier den Graben gebaut haben. Es ist faszinierend zu sehen wie das kalt, kristallklare Wasser durch die Gräben rauscht und hier und da eine kleine Sperre eingesetzt werden kann, um das Wasser dann in eine andere Richtung umzuleiten. Weiter Schritt für Schritt setzte ich einen Fuß vor den anderen und frage mich wie weit der Weg noch ins Tal hineinführt. Und da, nach einer Kurve ergießt sich ein kleiner Wasserfall über den Weg. Ein kleines, künstlich angelegtes Dach schützt mich vor einer größeren Dusche. Aber etwas nass werde ich trotzdem, denn es gibt keine andere Route als mittendurch.

Ich kann übers Wasser gehen

Naja, nur fast aber irgendwann unterwegs ist es soweit und ein paar breite Steinblöcke müssen ausreichen, um auf die andere Seite des nächsten Wasserfalls zu kommen. Wenn dieses Hindernis gemeistert ist, geht es noch ein Stück die Levada Moinho entlang, bis es dann doch etwas anstrengend wird. Es heißt Treppen steigen und hinauf zur Levada Nova. Diese Leitung liegt etwas höher und ist noch nicht so alt, denn die Wasserbegrenzungen sind aus neuerem Beton gebaut. Das Highlight der Wanderung steht nun kurz bevor.

Die Rückseite des Wasserfalls

Das Wasserplätschern begleitet mich schon die gesamte Wanderung. Aber nun rauscht es immer lauter und ich ahne, dass es es bald geschafft habe. Nach einer weiteren Kurve tut sich der Weg vor mir auf und ich sehe endlich den Grund für das Rauschen. Den großen Wasserfall. Und den Pfad, der hinter ihm entlang führt. Spektakulär kann Madeira ja, das steht außer Frage. Nach ein paar Fotos und dem Durchqueren Wasserfallrückseite steht der nächste Adrenalinkick an. Der Tunnel.

Tunnelblick

Die Bewohner der umliegenden Dörfer haben hier seinerzeit einen Tunnel in den Fels gehauen. Der ist nichts für schwache Nerven, denn er ist niedrig und stockfinster. Daher empfiehlt sich eine Taschenlampe oder die Handylampe und natürlich Kopf einziehen. Und nach ein paar Minuten ist auch die Tunneldurchquerung geschafft und jetzt heißt es nur noch genießen.

Rückweg mit Ausblick

Vom Rückweg der Levada Nova zurück ins Dorf bleibt vor allem der tolle Blick. Ihr lauft immer mit Blickrichtung Lombada und Richtung Meer. Das Tal und die Kirche fast immer im Blick. Mittlerweile kommen mir auch immer mehr Wanderer entgegen und dann heißt es einen Fuß auf die andere Seite des Wassergrabens, denn für zwei Personen ist der Wanderweg einfach zu schmal. Und wenn ihr Glück habt und alleine auf dem Weg seid, genießt einfach die unglaublich schöne Szenerie. Immer weiter einen Fuß vor den anderen, einatmen, ausatmen und die Seele baumeln lassen.

Ihr verlasst die Levada und erreicht ein wieder Lombada. Steil bergab geht es dann die Straße entlang wieder zurück in Richtung Kirche. Als ich sehe, wie sich andere Wandernde gerade die steile Straße in der heißen Mittagshitze hochquälen, wird mir schnell klar, welches der wichtigste Tipp ist:

Geht zu Beginn der Wanderung zuerst die Levada Moinho und nicht die eigentliche Beschilderung in Richtung Levada Nova. So spart ihr euch den anstrengenden Anstieg über die Teerstraße.

Wanderfazit

Insgesamt ist die Route leicht zu gehen und hat ein paar echte Highlights zu bieten. Sie ist längst nicht so überlaufen wie die 25 Fontes Route und noch ein kleiner Geheimtipp. Die Route wird immer bekannter, daher nutzt die Gelegenheit, bevor es auch hier richtig voll wird. Alles in allem sind wir rund 9 km gelaufen. Die Wanderung dauert (je nach Geschwindigkeit) 2,5 bis 3 Stunden, im Anschluss bietet sich sicherlich noch eine leckere Erfrischung in Ponta do Sol an.

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2 Gedanken zu “Wandern auf Madeira: Levada do Moinho und Levada Nova

  1. Besser kann man die Wanderung nicht beschreiben,vielen Dank, meine. Frau und ich sind oft auf Madeira und Lewada Mohinho und Nova sind Standard. Das Ziegenmeckern und die Schafe am Wegesrand gehören noch zu den schönen Eindrücken dazu.

    1. Danke Ulrich. Tatsächlich habe ich mich erschrocken als eine Ziege plötzlich über mir direkt an der Felskante erschien und nach leckerem Gras suchte. Einfach eine tolle Wanderroute.
      Sarah

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