So hat sich meine Art zu verreisen geändert
Als ich den Rucksack auf das Kofferband am Drop-Off lege muss ich grinsen. Die Anzeige zeigt 8 kg an. Nicht schlecht für eine Woche Schweden. Das wäre sogar noch als Handgepäck durchgegangen. Da ich aber einenTarif inklusive Gepäck gebucht hatte, verabschiedet sich der Rucksack und tritt seine Reise durch die Laufbänder des Flughafernkellers bis zum Bauch des Flugzeuges an.
Ich packe meinen Koffer und packe ein….
Schon komisch denke ich, vorbei sind die Zeiten, an denen ich mich mit überladenen und unhandlichen Koffern auf die Reise begeben habe. Mein großer Koffer, der damals immer auf meinen Fernreisen gute Dienste geleistet hat, steht schon seit Jahren im Keller und ist quasi in Rente gegangen. Mittlerweile reicht mir meistens mein 35 Liter Rucksack oder ein kleiner Koffer, je nach Reiseziel.
„Ich fliege nur noch mit Handegepäck“ erzählt meine Kollegin, als ich ihr nach meiner Rückkehr erzähle, dass mein Rucksack erst zwei Tage später angekommen ist. Das schaffe ich in der Regel nicht, aber seitdem ich meinen Backpackingtrip nach Vietnam gemacht habe, hat sich mein Gepäck stetig reduziert. Früher habe ich bei zwei Wochen Urlaub mindestens 5 Paar Schuhe, 3 Handtaschen und am Ende sicherlich immer knapp 20 kg schleppen müssen. Mit Grauen erinnere ich mich daran zurück, wie die Angestellten in dem kleinen Hotel auf Bali meinen 23kg schweren Koffer die unzähligen Treppen zu meinem Bungalow trugen. Das war einer der Momente, bei denen ich mich wirklich dafür geschämt habe mit so viel Gepäck zu verreisen. Denn mittlerweile weiß ich es besser. Weniger Gepäck ist auch völlig ausreichend und Waschmaschinen gibt es auch überall.
Unterwegs mehr erleben
Woran liegt das eigentlich, dass mein Gepäck mit den Jahren immer weniger geworden ist? Wenn ich die Gepäckstücke mal über meine Urlausziele lege, dann stelle ich fest, dass sich auch meine Art von Urlaub geändert hat. Vorbei ist die Zeit der reinen Strand- und Pauschalurlaube mittlerweile. Wo nur einmal der Koffer aufgemacht und nach einer (oder zwei) Woche(n) wieder gepackt und wieder zum Flughafen gefahren wird. Mittlerweile mache ich viel lieber Rundreisen oder Roadtrips. Immer wieder einpacken und auspacken, häufige Wechsel von Unterkünften und auch mal unterschiedliche Fortbewegungsmittel. Da ist es einfach praktischer mit weniger Gepäck zu reisen und das dann schnell auf dem Rücken verstauen.
Vom pauschalen Strandurlaub zur individuellen Rundreise also. Warum das so ist, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht waren mir die Strandliegen auf Dauer zu langweilig. Ganz so schlimm würde ich es nicht bezeichnen, aber ich glaube ich hatte das Gefühl dem Land, in das ich reise nicht gerecht zu werden. Einfach nur einen Ort zu sehen und dann wieder nach Hause, das reichte mir nicht mehr. Meine Neugier auf die Landschaft, die Kultur und die Menschen war wohl zu groß. Ich möchte heute viel vom Land sehen und etwas erleben. Das ist für mich genauso entspannend als wenn ich nur eine Woche auf der Liege liege.
Von der Neugier angetrieben
Ich will den Strandurlaub gar nicht verteufeln, schließlich darf jeder selbst entscheiden wie er oder sie Urlaub macht. Und ich will das für mich auch gar nicht auschließen. Auch ich habe im Frühjahr eine wunderbare Woche auf Madeira verbracht. Aber habe viel von der Insel gesehen und war fast täglich unterwegs. Für mich ist das mittlerweile das Schönste am Reisen. Immer wieder kommt mir Goethes „Man reist ja um des Reisens Willen“ in den Sinn. Für mich hatte er definitiv Recht. Es geht mir heute darum unterwegs zu sein statt den ganzen Urlaub lang nur an einem Ort zu bleiben.
Neues Ich, neue Reisen?
Generell hat sich mein Reiseverhalten wohl geändert, weil ich mich auch verändert habe. Das ist wahrscheinlich die einfachste Erklärung. Die Perspektiven ändern sich manchmal, man selbst legt Wert auf andere Dinge und möchte etwas anderes machen. Jeden Abend ein neues Outfit beim Essen ist längst nicht mehr so wichtig. Etwas weniger Eitelkeit, mehr Einfachheit und dafür ein geschärfter Blick für meine Umgebung. Das Schöne ist, dass ich jederzeit entscheiden kann wonach mir ist. Aktuell ist es wohl weniger Gepäck und mehr erleben.