Tipps für einen Besuch in der finnischen Hauptstadt
Dass ich in den letzten Jahren zu einem Skandinavienfan geworden bin, lässt sich wohl nicht bestreiten. Und nachdem ich im Winter von Tromsö aus die Polarlichter in Finnisch Lappland aus beobachten konnte, wollte ich noch einmal zurück nach Finnland. Ich bin damals zwar über die Grenze gefahren und war defacto in Finnland gewesen aber so ein 2-stündiger Aufenthalt mitten in der Nacht lässt sich in meinem Augen nicht als Finnlandurlaub bezeichnen. Daher wollte ich ein langes Wochenende dafür nutzen, mehr von Finnland kennen zu lernen. Für so einen Kurztrip bietet sich da natürlich eine Städtereise an. Also habe ich einen Flug gebucht und auf ging es in Richtung Helsinki.

Richtung Nordosten
Die finnische Hauptstadt liegt direkt an der Ostsee, ganz im Süden Finnlands und ist nur etwas über zwei Stunden Flugzeit entfernt. Ein bisschen mulmig ist mir bei dem Gedanken so nah an der russischen Grenze zu sein schon. Ist das doch in diesen Tagen politisch nicht ganz einfach. Aber für seinen Nachbarn kann ja niemand etwas und es gibt auch keinen Grund hier davon auszugehen, dass in Finnland der nächste Krisenherd entsteht. Daher freue ich mich sehr auf diese kleine Auszeit.
Der große Nachbar ist überall präsent
Schnell fällt mir auf wie nah ich Russland bin und dass es hier wenig Vergleiche mit Stockholm oder Kopenhagen gibt. Die Architektur ist an vielen Straßen pompös und überall sind noch Spuren der russischen Zaren zu entdecken. Die Geschichte der Stadt ist kaum zu übersehen. In der zentralen Einkaufsstraße, am Marktplatz oder an der gold glänzenden Upenski Kathedrale, deren Inneren ziemlich beeindruckend daherkommt. Die Turmkirche am Senatsplatz (finnisch: Tuomiokirkko) ist das Wahrzeichen der Stadt. Auch hier ist Russland wieder ganz nah. Aber irgendwann schiebe ich den Gedanken an die Nähe zu Russland beiseite und lasse mich auf Helsinki ein. Die historischen Verflechtungen sind nun einmal da und machen die Stadt ja auch so besonders.



Helsinkivibe – Alt und Neu
Auf den Hauptstraßen klappern noch viele alte Straßenbahnen durch die Stadt. Das finde ich toll, fühlt man sich doch gleich in eine sondern Zeit versetzt. Neben der supermodernen Oodi Bibliothek mit den klaren Linien und lichtdurchfluteten Fluren liegt nur wenige Meter entfernt der altehrwürdige und wuchtige Hauptbahnhof von der Jahrhundertwende. Seine klobigen, leicht überdimensionierten Pfeiler lassen jegliche verspielte Schnörkel vermissen und wirken auf den ersten Blick etwas Fehl am Platz.
Die Gründerzeitbebauung mit den pompösen Schnörkeln an den Fassaden bilden einen tollen Kontrast zu den modernen Gebäuden. Selten habe ich in einer Hauptstadt so viel Kopfsteinpflaster gesehen. Ein Überbleibsel der Vergangenheit, das direkt an einem neuen Einkaufszentrum endet. Aber genau das ist es was ich hier überall in der Stadt finde. Kontrastreiche Gebäude, die sich am Ende doch in ein Gesamtbild einfügen und Eindruck hinterlassen.
Mein persönliches Highlight der modernen, finnischen Architektur ist neben dem Oodi die Kapelle des Schweigens. Ein fensterloses Etwas aus Holz, dass an einer Durchgangsstraße leicht verloren aussieht. Der Eintritt ist kostenlos und ich bin tief beeindruckt vom Inneren der Kapelle. Durch die nackten Holzwände und das indirekte Licht an der Decke entsteht eine ganz besondere Stimmung.




Gut zu Fuß
Da im Winter das Wetter keine Radtour zulässt (die Wege sind oft noch vereist und kaum geräumt), heißt es Laufen. Aber das ist weniger schlimm als es sich zunächst anhört, denn so groß ist die Innenstadt gar nicht. Ich jedenfalls habe mit das Tagesticket für die Tram gespart und bin einfach zu Fuß durch Helsinki gegangen. Natürlich, am Ende des Tages hatte ich locker 20.000 Schritte auf dem Schrittzähler, aber dafür habe ich auch viel gesehen. Der Großteil der Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß gut erreichbar und nicht so weit voneinander entfernt. Mir kam Helsinki im Verhältnis zu anderen Städten recht klein vor und weil alles so nah zusammen ist, bekommst Du viel von der Stadt zu sehen.
Kulinarisches
Eine große Auswahl an lokalen Spezialitäten gibt es wie so oft auf dem Markt. In Helsinki gehört dazu die auch architektonisch sehr sehenswerte alte Markthalle Vanha kauppahalli aus dem Jahr 1888. Auch wenn es hier von Touristen nur so wimmelt, gehen auch hier die Helsinkier (wie genau bezeichnet man die Einwohner Helsinkis eigentlich genau?) essen. Am Besten stellt Du Dich an der längsten Schlange an – das ist immer ein gutes Zeichen. Beim genaueren Hinsehen stellt sich heraus, dass die kleinen Pavillons auf dem Marktplatz nur 2-3 Minuten entfernt direkt vor dem Regierungspalast ebenfalls eine gutes Wahl für eine Waffel oder eine Fischsuppe sind. Hier sitzen die Einheimischen auf Plastikstühlen und einem Kaffeebecher in der Hand in der Sonne. Das ist dann auch ein gutes Zeichen, dass es hier typisch lokale Spezialitäten für kleines Geld gibt.




Ansonsten ist es in Helsinki genau wie in anderen Haupt- oder Großstädten. Es gibt eine riesige Auswahl an internationalen Spezialitäten und alle wichtigen Ketten sind natürlich auch hier vertreten.
Helsinki Highlights
Wenn Du über ein verlängertes Wochenende in Helsinki bist, hast Du ausreichend Zeit Dir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten anzusehen. Meine Favoriten, die ich Dir empfehlen kann wären folgende:
–Turmkirche Dom von Helsinki (Tuomiokirkko) am Senatsplatz (empfohlener Eintritt 5€)
-eine Verschnaufpause in der Kapelle des Schweigens (Kampin kapelli) (Eintritt frei)
-bestaune die wunderschöne russchich-orthodoxe Upenski Kathedrale (Upenskin katedraali)
-Mittagessen in der Markthalle (Vanha kauppahalli)
-für Architekturfans: modernes skandinavisches Design in der Zentralbibliothek Oodi (Helsingin keskustakirjasto Oodi)(Eintritt frei)
-finnische Souvenirs kaufen, Zimtschnecken und Kaffee am Marktplatz (Kauppatori) mit Blick aufs Meer genießen
-ein bisschen wie in Paris fühlen: über die Pohjoisesplanadi flanieren und ein Spaziergang durch den Esplanadi Park
Eine Fahrt zur Suomenlinna Insel wird von fast allen Kennern empfohlen. Leider passt dieser Ausflug bei meinem Aufenthalt nicht mehr ins Programm, weil ich mich für eine Fahrt nach Porvoo entschied. Auch die Finnische Nationalbibliothek gegenüber der Turmkirche soll seinen Besuch wert sein und gilt als beliebter Instagram Fotospot, leider hat sie wechselnde Öffnungszeiten und ich hatte keine Gelegenheit dort vorbei zu schauen.




Alles in allem war Helsinki für mich wirklich eine Überraschung und ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Die Stadt bietet eine bunte Mischung aus Geschichte, Tradition und Moderne und viel Natur. Für Architekturfans definitiv ein Muss. Sie ist anders als andere Städte und doch habe ich mich schnell sehr wohl gefühlt. Die Lage am Wasser und die vielen tollen Cafés trüben schnell darüber hinweg, dass Helsinki ein teures Pflaster ist und Du hier etwas tiefer in die Tasche greifen musst als woanders. Aber es lohnt sich Helsinki als Dein nächstes Ziel für eine Städtereise auszuwählen, denn die finnische Hauptstadt ist einfach schön.

Hier kommst Du zu meinem Beitrag über die Polarlichter ganz oben im Norden Finnlands. Wenn du noch auf der Suche nach weiteren Zielen für Städtetrips bist, bekommst Du bei der Rubrik Städtereisen bestimmt noch die ein oder andere Inspiration.
3 Gedanken zu “3 Tage Städtereise nach Helsinki”