Mit dem Nachtzug durch Schweden

In 13 Stunden von Lappland nach Stockholm

In diesem Sommer habe ich Schweden erkundet und bin nicht wie so viele mit dem Camper unterwegs gewesen, sondern mit dem Zug. Eine andere, langsame Art des Reisens. Nachhaltiger und entspannter, weil Du selbst nicht fahren musst und stattdessen die Aussicht genießen kannst. Mein Erlebnis mit dem Wildniszug Inlandsbanan bis in den Norden Schwedens war ganz besonders. Hier kannst Du mehr darüber lesen. Aber natürlich musste ich auch von Gällivare aus wieder nach Stockholm kommen. Und da war die beste Lösung der Nachtzug. 1.300 Kilometer in 13 Stunden. Vom Norden Schwedens bis in die Hauptstadt Stockholm. Ich habe hier zusammengefasst wie es ist mit dem Nachtzug zu fahren, worauf du achten solltest und was dich an Bord erwartet.

Vor allem von meinen Asienreisen kannte ich schon das Reisen mit dem Nachtzug. Eine günstige und praktische Art der Fortbewegung. Ihr spart euch das Geld für die Übernachtung und nutzt die Zeit, um von A nach B zu kommen. Also war für mich klar, dass ich auch in Schweden den Rückweg mit dem Nachtzug antreten werde. Gällivare liegt in Lappland, nördlich des Polarkreises. Weiter Richtung Norden liegt nur noch Kiruna und dann kommt Norwegen. Bis nach Gällivare habe ich vier Tage gebraucht. Gemütlich und mit Zwischenübernachtungen kommte ich Schweden kennen lernen. Der Rückweg war dann wesentlich schneller. Du steigst abends am Polarkreis ein und kommst morgens im Süden an.

Die Zugstrecke

Der Zug beginnt im norwegischen Narvik und endet dann in Stockholm. Unterwegs passiert er dann Kiruna, Gällivare, Umea und Sundsvall. Von Narvik aus fährt der Zug ca. 18 Stunden, ab Gällivare dann 13 Stunden. Das klingt nach viel, aber da ja die Nacht dazwischen liegt, geht die Zeit doch recht schnell vorbei. Eine bessere Art nach schnell nach Stockholm zu kommen gibt es kaum. Das gleiche gilt natürlich auch für die Strecke von Stockholm hoch bis nach Narvik. Mein Nachtzug startete gegen 8 Uhr abends in Gällivare. Die Ankunft war dann gegen halb 10 am nächsten Morgen in Stockholm. Wenn Du nicht bis nach Stockholm durchfahren möchtest und z.B. in Sundsvall aussteigen willst, musst Du Dir einen Wecker stellen. Die Halte werden nachts nicht durchgesagt, um die Passagiere nicht beim Schlafen zu stören. Du solltest Dir also Deine Ankunftszeit merken und dich darauf einstellen.

Wie buche ich einen Nachtzug und was kostet es?

Es gibt unterschiedliche Wege den Zug zu buchen. Am besten buchst Du über die Homepage der schwedische Bahn https://www.sj.se/en/. Voraussetzung für den Nachtzug ist eine Sitzplatzreservierung bzw. eine Reservierung eines Liegewagens. Es gibt Privatabteile für 2 Personen, 6er Schlafkabinen oder auch normale Abteile mit Schlafsesseln. Diese sind aber im Prinzip reguläre Sessel wie Du sie aus unseren Zügen kennst. Die Reise im Sessel ist am günstigsten und liegt aktuell ca. bei 90€ pro Person und Strecke. Der Liegewagen dann bei ca. 120€. Ich persönlich würde euch das Bett im Liegewagen empfehlen, ist es doch deutlich bequemer und erholsamer als die ganze Nacht nur in einem Sessel zu schlafen. Die richtigen Schlafwagen mit Betten gibt es dann für die erste und 2. Klasse. Hier habt ihr dann ein eigenes WC und Waschbecken. Mehr infos dazu gibt es auch bei der schwedischen Bahn.

Ich habe den Nachtzug über mein Interrailticket gebucht. Damit musste ich nur noch den Sitzplatz bzw. den entsprechenden Liegewagen hinzu buchen. In meinem Fall (6er- Liegewagen mit anderen Reisenden) kostete die Reservierung nur noch 23€ pro Person zusätzlich. Die Reservierung wird dann über die Interrail App gebucht.

Worauf Du achten solltest

Bevor Du in den Zug steigst, solltest Du einige Dinge beachten, vor allem was Dein Gepäck angeht. Vor allem wenn Du kein Privatabteil gebucht hast, mach Dir bewusst, dass es mit 5 anderen Menschen im Abteil sehr eng wird. Da ist kein Platz, um viel ein- oder wieder auszupacken. Daher pack deine Hygieneartikel (Handtuch, Zahnbürste, etc.) und ggf. Schlafsachen, die Du brauchst, so um, dass Du sie griffbereit hast. Ein Ladekabel fürs Handy, Essen und etwas zu trinken sollten ebenfalls schnell zur Hand sein.

Die mittleren und oberen Betten müssen erst noch heruntergeklappt werden, damit Du darauf liegen kannst. Die Anleitung dazu hing aber an der Abteilwand. Kopfkissen und Bettdecke musst Du selbst beziehen, das Laken und den Bezug werden aber von der Bahn zur Verfügung gestellt, die musst Du nicht selber mitnehmen.

Der Platz im Zug ist begrenzt, daher hat es sich von Vorteil erwiesen mit weniger Gepäck zu reisen. Wenn Du Dein Gepäck nicht über Nacht auf dem Flur im Gepäckraum lassen möchtest, kannst Du es auch am Fußende oder unter dem Bett verstauen. Aber Achtung, Platz für einen großen Koffer ist hier nicht unbedingt.

Gute Nacht?

Ich gebe zu, besonders gut habe ich noch nie im Nachtzug geschlafen. Mein Schlaf ist einfach nicht tief genug, um alle Geräusche, das Schunkeln des Zuges und die Nervosität abzulegen. Manchmal ist es furchtbar warm oder auch durch die Klimaanlage recht kalt. Andere Mitreisende stehen noch einmal auf oder unterhalten sich noch. Ich kann da erst spät abschalten aber irgendwann kann auch ich mich auf das ungewohnte Bett einstellen. Viele schlafen sehr viel besser als ich, das ist vermutlich für jeden anders. Auch wenn ich nicht unbedingt sonderlich erholt an meinem Ziel ankomme, ist der Nachtzug für mich trotzdem eine gute Alternative zu einer Hotelübernachtung und einer Tagverbindung.

Begegnungen

Ohne Zweifel lernst Du in einem Nachtzug andere Leute kennen. Viele Interrailer, Touristen und Einheimische nutzen die Nachtzüge und Du kommst schnell ins Gespräch. Wo reist Du hin? Woher kommt ihr? Seid ihr schon einmal mit einem Nachtzug gefahren? Mit netten Gesprächen vergeht die Zeit unterwegs ganz schnell. Immer wieder bekomme ich auch wertvolle Tipps für Unterkünfte, Orte, die ich mir noch ansehen könnte oder Ideen für neue Reisen. Auf meinem Weg nach Stockholm war das auch wieder so. Zusammen mit vier anderen Touristen aus Deutschland, den USA und der Schweiz haben wir Geschichten und Tipps ausgetauscht und uns über die Schönheit Schwedens unterhalten. Solche Begegnungen hat man nicht wenn man mit dem Auto unterwegs ist und sie gehören auch zu den Gründen, die mich immer wieder in den Nachtzug steigen lassen.

Eine Fahrt mit dem Nachtzug ist definitiv ein Erlebnis. Auch wenn es vor allem um eine relativ günstige Fortbewegung geht, so ist für mich alleine die Übernachtung in einem etwas abenteurlichen Abteil ziemlich spannend. Im Gegensatz zu Nachtflügen oder Nachtbussen kannst Du deutlich bequemer schlafen und wenn Du Dich erst einmal an das Schunkeln gewöhnt hast auch erholsamer. Du wachst am nächsten Tag an Deinem Ziel auf und kannst den Tag dann nutzen, es zu erkunden. Sicherlich ist so eine Übernachtung im Nachtzug etwas gewöhnungsbeürftig, aber wenn Du dich etwas darauf einlässt, kannst Du es zu einer einzigartigen Erfahrung machen. Und je nachdem wieviel Komfort Du auf Deiner Reise haben möchtest, gibt es ausreichend Möglichkeiten für die Ausstattung Deiner Schlafkabine. Gerade mit dem Gedanken nachhaltiger zu Reisen, bietet sich ein Zug als Fortbewegungsmittel gut an. Für mich ist es noch nicht ganz nachvollziehbar warum wir in Deutschland keine Nachtzüge haben und diese erst seit diesem Jahr wieder ein Revival erleben.

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4 Gedanken zu “Mit dem Nachtzug durch Schweden

  1. Hallo Sarah
    Danke für deinen Bericht über den Nachtzug. Ich habe die Strecke im vergangenen Jahr in entgegengesetzter Richtung gemacht. Von Deutschland aus bin ich abends in Malmö angekommen und bereits im Schlafwagen (3-Bett) bis Stockholm gefahren. Nach einem herrlichen Tag in Stockholm, ging es im Liegewagen (6-Bett) bis Gällivare.
    Für mich steht und fällt die Qualität der Fahrt mit den Mitreisenden. Von Malmö bis Stockholm hatte ich zwei sture Mitreisenden, die weder gesprächig noch hilfsbereit waren. In Stockholm angekommen, wollte keiner zuerst aufstehen. Also kletterte ich von ganz oben über die Leiter nach unten. Leider verlor ich die Balance und trat auf den untersten Mitreisenden. Sein „Lob“ beflügelte mich nur, den Waggon schnellstens zu verlassen.
    Ganz anders die Weiterreise. Wir waren sechs unterschiedliche Typen, die aber schnell Kontakt fanden. Als es um das „Bettenbauen“ ging, half jeder jedem. Vom Bett aus wurde noch kurz geflachst, bis sich jeder hinter sein Handy zurückgezog. Am nächsten Morgen ging es kooperativ weiter. Wer aufstehen wollte ging auf den Gang und hielt Smalltalk. Die Anderen konnten noch schlummern. In Gällivare wurde ich freundlich verabschiedet und beim Entladen des Gepäcks, unterstützt. Es war sicher nicht meine letzte Nachtzugfahrt, trotz meines Alters!

    1. Hallo Ulrich, es freut mich, dass du ihn gern gelesen hast. Du hast Recht, viel steht und fällt mit den Mitreisenden im Abteil. Ich hatte Gott sei Dank immer Glück.
      Ich hoffe du machst noch viele schöne Reisen.
      Sarah

  2. hej,
    wenn, würde mich die Fahrt nach Storuman interessieren.
    Die Inlandsbanan läuft nicht am Bottenhavet entlang, sondern, wie der Name sagt, durchs Inland, mitten durch, Mora, Östersund, Dorotea, Vilhelmina, Storuman.
    Wie lange fährt man und was kostet es ab Hamburg bzw. Oldenburg i.O?

    Med vänliga hälsningar
    Hermann Wolf

    1. Hej Hermann,
      das ist richtig, die Inlandsbanan ist im Inland unterwegs, der Nachtzug fährt aber eine andere Route an der Küste entlang.
      Es gibt eine neue Nachtzugverbindung von Berlin nach Stockholm, die auch über Hamburg fahren. Die Preise findest du hier: https://www.snalltaget.se/en/berlin. Die Fahrt dauert ca. 14 Stunden. Von Stockholm aus kannst du dann den Nachtzug nach Narvik nehmen. Die umgekehrte Richtung bin ich gefahren.Für mich war das Interrailticket am günstigsten, aber da lohnt sich immer ein Vergleich mit den Preisen der schwedischen Bahn.
      Viel Freude beim Reisen
      Sarah

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