Über Frühstück in Vesterbro und Kopenhagen selbst
Die Straßen sind leer an diesem frühen Morgen als ich mich auf den Weg zu dem kleine Café mache, das ich mich für mein Frühstück ausgesucht habe. Es sind nur ein paar Gehminuten von meinem Hotel, das in der Nähe des Bahnhofs liegt. Um mich herum Häuserfassaden mit Fenstern, in den meisten ist der Tag noch nicht erwacht. Die Kopenhagener sind eben am Wochenende keine Frühaufsteher. Die Luft ist kalt und frisch und ich bilde mir ein ein wenig eine Meeresbrise wahrnehmen zu können. Ein paar Fahrradfahrer huschen an mir vorbei, einige nicken zum Gruß mit dem Kopf weil ich sie fröhlich anlächle.
Das Café hat bereits geöffnet aber ich bin einer der ersten Gäste. Zwei nette, junge Dänen haben sich hier einen kleinen Traum erfüllt und ein kleines Frühstückscafé eröffnet. Ich liebe solche kleinen Läden und wenn es dort leckeres Frühstück gibt, bin ich natürlich sofort hin und weg. Ich entscheide mich für einen Flat White und einen Porridge mit Rhabarberkompott, Estragon und Olivenöl. Eine völlig ungewöhnliche Kombination aber vor meiner Reise wurde in einem Blog genau dieser Porridge sehr gelobt und ich entschied mich ihn doch mal zu probieren. Mein Platz direkt am Tresen im Fenster ist genau richtig, um noch viel mehr von Kopenhagens Charme aufzusagen. Ich kann rausschauen und alles auf mich wirken lassen. Das echte Kopenhagen kennen lernen.
Der dampfende Kaffee und der frisch zubereitete Porridge kommen und ich bin froh, dass ich mich als bekennender Nicht-Rhabarber Esser doch für diese köstliche Kombination entschieden habe. Während ich in Ruhe mein Frühstück genieße, füllt sich langsam das Café. Und auch die Straßen erwachen langsam zum Leben. Eine fast alltägliche Situation aber so viel davon ist bei mir hängen geblieben. Denn während sich meine Porridgeschüssel leert, lasse ich meine letzten Tage in Kopenhagen noch einmal an mir vorbeiziehen.
Diese Stadt hat es mir angetan seit ich gestern morgen aus dem Zug gestiegen bin. Das erste Mal bin ich in Europa mit einem Nachtzug unterwegs gewesen. Frankfurt-Hamburg, Hamburg-Kopenhagen. Mal etwas anderes als in den Flieger zu steigen. Natürlich ist die Anreise dadurch viel länger aber mir ging es nicht darum schnell anzukommen sondern in dieser kurzen Pandemie Ruhepause endlich mal wieder das Reisen bewusst zu erleben. Und besser für das Klima ist eine solche Anreise natürlich auch.
Der wohltuende Kaffee im Hamburger Hauptbahnhof hat nach dem Nachzug von Frankfurt etwas neues Leben in mir erweckt und mich für die Fahrt noch Kopenhagen gestärkt. Nachdem der Zug die Grenze zu Dänemark passierte, dachte ich nicht mehr an die Müdigkeit, die mir in den Knochen steckte. Ein Nachtzug ist nicht immer die bequemste Art zu reisen, zumindest wenn man sich das Geld für den Schlafwagen sparen will und sich in einer Sitzreihe die bequemste Liegeposition für die Nacht suchen muss. Aber das alles ist es wert, geht es mir doch auch, um das Reisen selbst. Also kuschel ich mich in Hamburg in die bequemen Zugsessel des dänischen Zuges und lasse Dänemark auf dem Weg nach Kopenhagen an mir vorbeiziehen. So sehe ich schon viel vom Land, denn bis nach Kopenhagen durchquere ich fast ganz Dänemark.
Körperlich bin ich etwas matschig aber die Vorfreude auf Kopenhagen ist riesig. So lange wollte ich schon dorthin. Zwar hat die Pandemie das Reisen stark eingeschränkt und doch ich habe Glück und ich erwische ein kurzes Fenster wo die Zahlen niedrig und die Grenzen geöffnet sind. Erst kurz vorher habe ich mich entschieden zu fahren, als ich sicher war, dass eine solche Reise auch zu vertreten ist. Und nun sitze ich nach 2 Tagen in Kopenhagen hier in Vesterbro, lasse mir mein Frühstück schmecken und freue mich einfach dort zu sein.
Kopenhagen ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Jung, hip und ziemlich locker. Überall sausen Fahrräder über die Radwege, die fast genauso breit sind wie die Straßen. Für uns Deutsche total ungewohnt, werden bei uns die Radfahrer wenn überhaupt auf gefühlte 30 cm verwiesen. Selbst ein Rad gemietet habe ich dann doch nicht, hatte ich doch etwas Respekt vor den entsprechenden Abbiege-Regeln, die hier für Radfahrer gelten. Aber Kopenhagen lässt sich auch ganz hervorragend zu Fuß erkunden.
Zu Fuß ist auch das Stichwort. Rund 30.000 Schritte hat mein Schrittzähler gestern aufgezeichnet. Ich bin von morgens bis abends gelaufen und wollte so viel Kopenhagen wie möglich in mich aufsaugen. Alles sehen und entdecken. Bis meine Füße sich abends unglaublich gefreut haben sich auf dem Hotelbett entspannen zu dürfen. Nyhavn, die kleine Meerjungfrau, die Zitadelle, Wachablösung am Schloss, die Nyboder Siedlung, Rosenborgslot und Botanischer Garten. Heute warten noch der stylische Superkilen Park, die Markthalle, der Aussichtspunkt Christiansborgslot und die Fußgängerzone mit dem Storchenbrunnen. Zu sehen gibt es so viel.
Mir gefällt diese Stadt und es wundert mich nicht, dass dieses ganze Land für das berühmte „Hygge“ bekannt ist. Ich habe das Gefühl alle sind locker und lässig und nicht so verbissen und verkrampft wie man es manchmal zuhause in den Städten erlebt. Darum gehören die Kopenhagener selbst zu den Gründen warum man hierher kommen sollte. Ich weiß nicht, ob es an der der Pandemie liegt und ohnehin kaum Touristen in der Stadt sind aber ich werde überall freundlich angelächelt, in ein Gespräch verwickelt und am Ende bekomme ich in der Markthalle sogar eine sündhaft süße ‚Snegl ‚mit Karamel zusätzlich geschenkt, weil sie nicht mehr so perfekt aussieht, dass man sie noch verkaufen könnte. Wie freundlich.
Ein bisschen schade finde ich es schon dass ich kein Dänisch verstehe. Denn zu gern würde ich ein wenig bei den anderen Gästen lauschen, worüber sie sich im Café so unterhalten. Was sie bewegt. Ob sie sich wohl über mich wundern, dass ich so alleine im Fenster sitze und verträumt meinen Kaffee trinke. Oder ob sie einfach über das Wetter, das Virus oder die neuesten Nachrichten philosophieren. Jedenfalls möchte diesen Morgen in Kopenhagen noch etwas festhalten. Die Energie in mir aufnehmen die mir diese Stadt gibt und mich auf den Tag freuen, der vor mir liegt.
Voller positiver Energie verlasse ich meinen Platz am Fenster und nach einem kurzen Schnack mit dem Cafébesitzer laufe ich los. Ich will noch viel mehr von Kopenhagen sehen und glaube, dass sich diese entzückende Stadt gerade zu einem meiner neuen Lieblingsorte entwickelt hat.
Wenn du Kopenhagen auch entdecken möchtest, habe ich hier meine schönsten Orte für dich zusammengefasst.
2 Gedanken zu “Auf einen Kaffee in Kopenhagen”