10 Tage Roadtrip in den rauhen Nordwesten von Island
Nachdem wir letztes Jahr den Süden der Insel erkundet haben, wollten wir unbedingt wiederkommen und uns weitere Ecken Islands anzusehen. Dieses Mal haben wir uns mehr Zeit genommen und hatten insgesamt 10 Tage eingeplant. Für diesen Roadtrip standen die Snaefellsness Halbinsel und die Westfjorde auf dem Programm. So hatten wir in aller Ruhe Zeit uns viel anzusehen und nicht immer nur kurz anzuhalten und dann schnell weiterzufahren.
Ich kann diese Route für 10 Tage sehr empfehlen wenn ihr etwas abseits des Massentourismus auf Island unterwegs sein wollt, viel Natur sehen und erleben wollt und die Einsamkeit mögt. Bei der *Buchung eures Mietwagens solltet ihr vorher die Preise vergleichen und das beste Angebot für euren Trip raussuchen.
Es gab Tage, an denen wir sehr viele Stunden gefahren sind, um einfach nur zum nächsten Ort zu gelangen. Wenn man aber dann in den Fjorden angekommen ist sollte man sich aufgrund der Straßenverhältnisse nicht zu weite Strecken vornehmen. Bei zahlreichen Blogs hatte ich gelesen, dass man die Westfjorde in 3 Tagen schaffen kann aber das ist für mich nicht zu empfehlen. Wenn ihr euch mal in Ruhe in einem Hot Pot entspannen wollt oder mal eine kleine Wanderung unternehmen möchtet, solltet ihr ein bisschen mehr Zeit einplanen. Für mich waren unsere Strecken sehr gut ausgesucht und eine gute Mischung aus Roadtrip und Erholung
Tag 1: Ankunft in Reykjavik
Heute war es soweit, wir starteten wieder auf nach Island. Der Fug ging erst am Nachmittag also passierte nicht so viel und wir kamen in aller Ruhe auf der Insel an.
In Reykjavik übernachteten wir in einem AirBnB, da die dortigen Hotels unglaublich teuer sind für das was sie bieten und da wir ohnehin nur eine Nacht blieben reichte uns ein Zimmer mit einem Gemeinschaftsbad vollkommen aus. Wir hatten ein Zimmer in einem kleinen renovierten Haus gebucht, in dem ausschließlich Feriengäste wohnten. Das Zimmer war süß und gemütlich. Wir entschieden uns doch noch ein paar Schritte Richtung Meer zu laufen auch wenn es schon spät war. Nach nur wenigen Minuten erreichten wir das Meer und spazierten an der Promenade entlang, immer mit Blick auf die moderne Skyline der Stadt. Im Norden ist es ja im Sommer nie richtig dunkel und trotz der späten Uhrzeit wurden wir mit einem wundervollen Sonnenuntergang belohnt. Wie schön Island uns doch empfangen hat. Was ein toller Start in unseren Urlaub.
Tag 2: Snaefellsness, Fjorde und Endloskilometer
Von Reykjavik bis Olafsvik
Die Nacht war kurz und wir waren schon früh wach. Keine Ahnung was uns nicht schlafen lassen hat aber irgendwie konnten wir nicht mehr liegen bleiben.
Der Supermarkt hatte gestern Abend schon zu gehabt und machte heute erst ab 9 auf. Frühstück war also noch nicht in Sicht. Wir entschieden uns auszuchecken und schon mal loszufahren, um unterwegs an einem Supermarkt anzuhalten und dann dort etwas fürs Frühstück einzukaufen. Also eins kann man sagen, Frühaufsteher sind die Isländer nicht. Es war Samstag morgen halb 8 und niemand auf der Straße. Und so nutzen wir das leere Reykjavik um schnell in Richtung Akranes aufzubrechen.
Unterwegs hielten wir noch am Esja Berg, “da stehen Autos also gucken wir auch mal was dort ist”, und liefen ein paar Meter am Bach entlang. Man kann dort auch Wandern und ein paar verrückte Isländer nutzten diesen Berg scheinbar zum Frühsport und gingen mit Sportkleidung strammen Schrittes den Berg hinauf.
Wir entschieden uns spontan nicht den Tunnel nach Akranes zu nehmen und die 500 Kronen zu sparen und den Fjord entlang zu fahren. Tja das Ganze kostete uns zwar keine Kronen aber mächtig Zeit (da war ja noch das ausstehende Frühstück), denn so einen Fjord abzufahren kann schon mal ein 100km Umweg sein. Aber die Landschaft war toll und lohnte den Umweg. Da waren sie wieder sie endlosen, oft leeren Straßen, die sich zwischen Küste und imposanten Bergen entlangschlängelte. Das war wieder die Kulisse für die wir wiedergekommen waren. Unterwegs hielten wir immer wieder an und zückten die Kamera.
Später als erwartet kamen wir in Akranes und hielten am ersten Supermarkt. Wie es sich für einen Roadtrip gehört genossen wir unser Frühstück direkt auf dem Parkplatz im Auto. In Akranes hielten wir dann an den 2 Leuchttürmen und später dann an einer Bäckerei direkt am Wasser. Das Wetter war königlich, die Sonne schien und wir genossen unseren dringend benötigten Kaffee draußen am Fjord.
An den Leuchttürmen hatten wir uns mit Kartenmaterial über die Snaefellsness Halbinsel eingedeckt und wir glichen die die markierten punkte mit unserer Route ab, um möglich viel zu sehen.
Uns lief zwar etwas die Zeit weg (der Umweg am Morgen war nur möglich gewesen weil wir um halb 8 losgefahren waren) aber die imposante Abbruchkante mit Säulenbasaltfelsen, Wasserfälle und kleine nordische Holzkirchen waren alle einen Besuch wert. Wir fuhren die Südküste von Wellnessfarm entlang, den mächtigen Vulkan mit seiner Gletscherdecke immer vor Augen. Ein toller Anblick (immer noch hatten wir bestes Wetter und freuten uns regelmäßig was für Glück wir doch damit hatten).
Unser letzter Stopp für heute war dann Arnastapi. Ein kleines Dorf direkt an Klippen, an denen Vogelkolonien brüteten. Ich wollte den Steinbogen sehen, den ich im Internet gesehen hatte und nach einer 2 km langen Wanderung durch Lavafelsen und tollen Ausblicken stellten wir fest dass wir in die falsche Richtung unterwegs gewesen waren. Naja immerhin war es ein toller Weg zum Abschluss gewesen und das Wandern tat nach der 12 stündigen Autofahrt auch ganz gut.
Am Ende waren wir ganz schön platt und fuhren dann auf schnellstem Wege nach Olafsvik, wo wir die nächsten 2 Tage unser Quartier aufschlagen wollten. Ein langer Tag mit ein bisschen Sonnenbrand, schweren Füßen und aber dankbar für die tollen Eindrücke ging zu ende.
Tag 3: Vom Winde verweht in den Sand gesetzt
Snaefellsness Halbinsel
Nachdem wir gestern so viel gefahren waren ließen wir es heute etwas ruhiger angehen und wollten uns den Snaefellsness Nationalpark ansehen. Der erste Stopp war fast obligatorisch ein Wasserfall. Wir waren wie so oft früh dran und es waren kaum Menschen am Svödufoss. Hier konnte man bis auf die Kante hoch laufen, das ließen wir uns natürlich nicht 2 Mal sagen. Der Wind pfiff und um die Ohren, nachdem wir am Tag zuvor vom Wetter sehr verwöhnt worden waren kam der Wind doch etwas überraschend. Ich ärgerte mich schnell dass ich Schal und Mütze in der Unterkunft gelassen hatte.
Nach dem Wasserfall ging es dann in den Nationalpark. Im Hintergrund thronte immer der mächtige Boss, der Vulkan Snaefellsjökull. Trotz des Windes wurden wir mit königlichem Sonnenschein belohnt und der Vulkan prahlte häufig mit seiner imposanten Gletscherkrone. Die Straße im Nationalpark wurde schnell holprig als wir in Richtung Leutchtürme abbogen. Kein Wunder, fuhren wir doch durch ein altes Lavafeld. Aber der Weg lohnte sich, wir hielten am wunderschönen Hellissandur Strand, der es ohne weiteres auch in einen Reisekatalog geschafft hätte, und an 2 leuchtend orangenen Leuchttürmen.
Der nächste Stopp war ein alter Vulkankrater, der praktischerweise mit 400 Stufen versehen war, so dass wir relativ bequem aufsteigen konnten (von der Anstrengung 400 Stufen rauf zu gehen mal abgesehen). Der Vorteil wenn man irgendwo hochklettert ist dann dass man oben eine tolle Sicht hat. Auch hier pustete uns der Wind fast um, aber wir hielten tapfer durch und machten natürlich ein paar Bilder. Der nächste Strand, dem wir einen Besuch abstatteten war der Djupalonsandur, ein dunkler Kiesstrand mit Lavafelsen und heftiger Brandung. Wenn schon Strandtag, dann richtig, wer erwartet das schon von Island?
Zum Baden war auch er nicht geeignet (zu kaltes Wasser und starke Strömungen), aber ein bisschen Strandfeeling kam trotzdem auf. Wir wanderten noch am Klippenrand entlang aber die angekündigte Trollhöhle fanden wir leider nicht. Auch unsere nächsten Stopps in Malarif und später dann in Hellnar geizten nicht mit schroffen Felsküsten mit Vogelkolonien und grandiosen Aussichten. In Hellnar gönnten wir uns dann Kaffee und Skyrkuchen und genossen die Sonnenstrahlen auf der Terrasse des kleinen Cafés.
Tag 4: Richtung Norden
Von Olafsvik nach Rauðsdalur (Westfjorde)
Es liegt ein langer Tag vor uns, wir wollen heute die Halbinsel verlassen und bis in die Westfjorde daher sind wir mal wieder frühe Vögel. Auf leisen Sohlen verlassen wir unser Guesthouse und starten zum nächst größerem Ort unsere Vorräte auffüllen. Wie sich später herausstellte machte auch dort der Supermarkt erst um 11 Uhr auf. Blöd wenn man um halb 9 schon dort erscheint…Gott sei Dank machen auch in Island die Bäckereien früh auf.
Unser Halt am Kirjufell stand als erstes auf dem Plan. Der am meisten fotographierte Ort in Island. Diese Auszeichnung hat er wohl der Game of Thrones Serie zu verdanken, die hier mal gedreht wurde. Ich oute mich ja als einer der wenigen, die nichts von dieser Serie gesehen hat aber zumindest kann ich verstehen warum dieser Felsen ausgesucht worden ist, denn schön anzusehen ist er allemal.
Nach fast 2 Stunden Schotterpiste waren wir froh mal wieder auf geteerten Straßen zu fahren und hielten am nächsten Supermarkt, der auf dem Weg lag (und geöffnet war) und tankten nochmal voll. Die Westfjorde sind einsam, da sind solche Einrichtungen rar gesät. Weiter nordwärts hielten wir an unserem ersten Hot Pot, Guðrúnarlaug. Eigentlich wollten wir nur gucken, denn es handelt sich um eine uralte, seit 1000 Jahren genutzte Quelle mit dekorativem Unkleidehäusschen. Aber es war nichts los und wir entschieden uns dann doch spontan dafür rein zu hüpfen.
Das Wasser war um die 38 Grad heiß, es tat gut und entspannte nach der ganzen Fahrerei. Lange blieben wir nicht allein, so ein Ort zieht immer Leute an. Aber so kamen wir ins Gespräch mit netten Australiern und als immer mehr Badewillige kamen, machten wir uns auch wieder auf dem Weg. Die Westfjorde riefen.
Die Westfjorde empfingen uns dann mit leeren, imposanten Landschaften, nicht enden wollenden Straßen die sich durch die Fjorde schlängeln und natürlich viel Schotterpiste. Aber das Wetter war auch heute auf unserer Seite und wir konnten von vielen Orten aus sogar bis auf den Snaefellsjökull gucken. Und so schlängelten wir uns durch die Fjorde und mussten zwischendurch immer mal wieder Schafen ausweichen, die mitten auf der Straße standen. Ist halt auch ihr Zuhause hier, da muss man sich anpassen.
Da wir erst einen Wasserfall heute besucht hatten hielten wir spontan an einem an, der nicht ausgeschildert war, aber wo ein Auto stand. Wir dachten wir gucken einfach mal was dort so ist. Es stellte sich als Glücksgriff heraus, denn der Wasserfall war eigentlich ein Canyon mit dutzenden unterschiedlichen Stufen und kleineren und größeren Wasserfällen. Es führte ein Wanderweg am Wasser entlang und so stiegen wir ein ganzes Stück den Berg hinauf, um dann festzustellen dass es immer mehr Stufen gab an denen das kristallklare Wasser herunterstürzte.
Wirklich eine schöne Wanderung und ein toller Ort. Vielleicht bekommen wir den Namen noch heraus. Wir übernachteten auf einem Bauernhof, sehr viel Auswahl an Unterkünften ist ist hier oben eben nicht. Aber für diese Nacht sollte es reichen. Die Unterkunft war einfach aber der dazugehörige Strand war einfach unschlagbar.
Tag 5: Die Steigerung von Wind ist mehr Wind
Von Rauðsdalur nach Patreksfjördur
Wer dachte vorgestern sei es windig gewesen, der irrte. Am ersten Morgen in den Westfjorden sind es 2 Grad und es war äußert diesig. Also haben wir die dicken Sachen raus gekramt und Mütze, Schal und Handschuhe griffbereit. Gott sei Dank hatte ich als Notreserve noch meinen dicken Anorak eingepackt. Als wir wie immer früh losfuhren war es richtig eisig und dermaßen windig dass wir dachten es haut uns um. Es war furchtbar ungemütlich, dass wir am ersten Hot Pot schnell wieder fuhren weil wir keine Lust hatten uns umzuziehen. Dabei war es ein wirklich netter Pool. Nur leider nicht an diesem Morgen und nicht für uns.
An einem alten Schiffswrack hielten wir an und packten uns erst einmal noch dicker ein, es reichte nur für einen kurzen Fotostopp. Wir bogen von der Teerstraße ab in Richtung Rauðisandur, einem einsamen roten Strand. Der Weg dorthin war äußerst beschwerlich. Die Schotterpiste schraubte sich in abenteuerlichen Serpentinen den Fjord hinauf und auf der anderen Seite wieder runter. Das Motto war ‘es kommt dir einfach niemand entgegen weil hier so wenig los ist’. Ausweichmöglichkeiten gab es kaum aber es würde schon gutgehen. Tat es dann auch.
Der Ausblick von einigen Punkten war fantastisch und unten am Strand angekommen wurde gerade der Weg zum angepeilten Campingplatz frisch mittels Schneepflug platt geschoben so dass wir durch die plattgedrückte Erde bis zum Parkplatz kamen. Die ganzen Mühen waren es Wert gewesen.
Der Wind pfiff immer noch wie verrückt aber mittlerweile schien die Sonne und der rote Strand war einfach fantastisch. Wir gingen den Weg durch die Dünen parallel zum Strand und genossen einfach diesen Ort.
Ein heißer Tee wärmte uns vor dem Rückweg wieder auf und es ging dieselbe Strecke wieder zurück bis zum nächsten Strand, dem Breidavik. Von oben war die Aussicht schöner als dann unten daher fuhren wir weiter zum westlichsten Punkt Europas, dem Felsen Latrabjarg.
Auch hier wurden wir fast weggeweht und richtig Lust zum Wandern kam nicht auf. Aber ich wollte unbedingt die kleinen Papageientaucher sehen, also gingen wir den kleinen weg, immer mit etwas Abstand an der Felskante entlang. Und sann sahen wir doch einige Puffins, einige standen schön an der Felskante und bettelten quasi um ein Foto. Man sollte sich zum fotographieren flach auf den Boden legen, damit man sich nicht zu weit über die Klippen lehnte und damit mehr Halt hat. Das war dann ein interessantes Bild wie die Menschen mit Kameras bewaffnet bei 5 Grad auf dem Gras lagen und die Vögel ablichteten.
Wir mussten die gleiche Strecke wieder zurück und brausten wieder über die Schotterpiste, um dann wieder die Straße bis nach Patreksfjördur zu nehmen. Die Sonne schien genau auf diese Seite des Fjords und wir nutzen die Gelegenheit zum Tanken und für einen Spaziergang durch das Örtchen. Wir gönnten uns einen Kaffee und ein Stück Kuchen und entschieden zur Entspannung noch zum nächsten Hot Pot zu fahren. Im nächsten Ort gab es einen, genannt ‘Polurin‘, etwas versteckt aber doch schon von Touristen bevölkert. Später kam noch ein Isländer dazu der uns etwas über sein Land und die Gegend erzählte. Das heiße Bad tat wirklich gut nach der anstrengenden Fahrt und wir checkten dann im Gästehaus in Patreksfjördur ein und schmiedeten Pläne für den nächsten Tag.
Tag 6: Teerstraßen werden überbewertet
Von Patreksfjörður nach Ísafjörður
Die Schotterpiste war unser bester Freund heute. Der Großteil unseres Tagespensums bestand aus Schotterpiste, auch wenn es Hauptstraßen hier in den Westfjords sind. Wir haben uns manchmal gefragt wie es hier wohl im Winter aussieht und ob man dann hier überhaupt fahren kann. Aber zumindest was das Wetter angeht hatten wir wieder Glück und die Sonne schien den ganzen Tag auf uns herab. Wir starteten etwas später als sonst weil es in unserem Guesthouse ein vorzügliches Frühstück inkl. Saft, Räucherfisch und Waffeln gab. Das erste Mal für uns dass wir kein Frühstück selber machen mussten. Das mussten wir natürlich auszunutzen und fuhren erst danach los. Wir fuhren durch ein paar Fischerorte, die meisten viel kleiner als mein Heimatdorf und schlängelten uns die Fjordstrassen entlang. Dabei war auch der größte Fjord Islands.
An deren Ende lag mal wieder ein Hot Pot und ein Schwimmbecken, das zum Baden einlud. Die Ausblicke waren fantastisch und an liebsten wären wir hinter sämtlichen Ecken stehen geblieben und hätten Bilder gemacht. Der wichtigste Stopp des Tages war der mächtige Dynjandi Wasserfall. Schon von Weitem sahen wir die Wassermassen über die große Felskante stürzen, das war ein ganz schöner Brocken. Wie so oft in Island gab es einen vorbildlichen, modernen Parkplatz und einen Weg zum Wasserfall. Hier gab es gleich mehrere kleinere Wasserfälle neben dem mächtigen Dynjandi, so dass wir uns ausgiebig Zeit für Fotos nahmen.
Wir hatten heute nicht so viele Kilometer Fahrt auf dem Plan daher konnten wir uns alles in Ruhe angucken und entdecken. Die Straße führte weiter zu einem Aussichtspunkt ‘Sandafell’, an dem wir allerdings das Auto am Fuß stehen ließen und den Berg zu Fuß hinauf wanderten. Die Straße war mir dann doch nicht ganz Geheuer. Der Aufstieg war beschwerlich, ging es doch gleich wieder recht steil los, unterwegs kamen uns noch 2 andere Touristen entgegen die den Aufstieg schon hinter sich hatten. Wenn die das schaffte, schaffte ich das auch.
Der Ausblick war toll, man konnte die schroffen Berge, das dunkelblaue Wasser und die Einsamkeit dieser Gegend gut überblicken. Der Aufstieg hatte sich also gelohnt. Für diese Anstrengung gönnten wir uns dann aber eine leckere Waffel und Kaffee in Pingeyri, dass unterhalb des Berges idyllisch am Wasser lag. Szenerien können die Isländer, das muss man ihnen lassen.
Am nächsten Ort hielten wir an einem Geländer an, an dem Fisch getrocknet wurde. Das wollte ich mir unbedingt Mal aus der nähe ansehen. Der Geruch war leider furchtbar aber faszinierend anzusehen war es trotzdem. Unser Ziel Ísafjörður war nicht mehr weit und wir hielten erst am Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen und checkten dann in unserem AirBnB ein, einer kleinen Altbauwohnung über einer Bäckerei.
Tag 7: Wie viel Fjord hätten Sie denn gern?
Von Ísafjörður nach Holmavik
Eigentlich war Ísafjörður als unser nördlichster Punkt auf unserer Reise vorgesehen, aber spontan entschieden wir uns doch noch zum nächsten Ort Bolungarvik zu fahren und dort den Leuchtturm und die alten Wikingerhäuser anzusehen. Der orangefarbene Turm war schon von Weitem zu sehen und bot sich regelrecht als Fotomotiv an.
Nach ein wenig Kartenstudium fanden wir nur ein paar Kilometer weiter den Aussichtspunkt Bojafjall, der hoch oben auf dem Berg lag, ich war etwas skeptisch da man nur über eine Schotterpiste hinaufkam aber als wir sahen, dass sich ein großes Wohnmobil bereits nach oben quälte, wagten wir es auch. Und es lohnte sich, denn Dank des klaren sonnigen Wetters hatten wir eine tolle Aussicht bis auf die Felswand vom Naturschutzgebiet Hornstrandir. Angeblich kann man bei klarem Wetter bis nach Grönland gucken können aber laut Beschilderung sei das eher ein Mythos. Wie auch immer, weit war es von hier aus nicht mehr.
Nun machten wir uns auf den Weg nach Süden, noch einmal durch Ísafjörður und dann immer an der Küste entlang bis nach Holmavik. Unterwegs hielten wir noch im Polarfuchszentrum und schauten uns noch die Arbeit der Forscher an, die diese Ausstellung anboten. Im Garten hatten sie noch 2 kleine lebende Füchse, die recht verschlafen waren und von den menschlichen neugierigen Blicken eher unbeeindruckt blieben. Nach dem Zentrum zog sich die Fahrt recht lang, mussten wir doch jeden Fjord in seiner ganzen Länge abfahren. Da kamen schon ein paar Kilometer zusammen.
An einer Sandbank, von der aus man Robben beobachten konnte, stärkten wir uns in einem kleinen historischen Bauernhofcafé mit Waffeln und Kaffee. Spät nachmittags erreichten wir Holmavik und freuten uns über ein gemütliches Zimmer in einem privaten Guesthouse das von netten Isländern betrieben wurde. Nach der anstrengenden langen Fahrt fiel ich schnell in die weiche Matratze und freute mich über den tollen Meerblick von unserem Zimmer.
Tag 8: Irgendwo im Nirgendwo
Wilde Strandirküste
Die Strandirküste rief. Der Tipp kam von einem Isländer, der in Ísafjörður wohnt, auch wenn diese Route längst kein Geheimtipp mehr ist. Aufgrund der schwierigen Straßenverhältnisse fahren aber nur wenige diese Strecke ab. Zunächst fuhren wir noch Teerstraße, bogen dann allerdings auf sie Schotterpiste ab und machten uns auf den Weg nach Djupavik. Heute war der erste Tag, an dem uns das Wetter etwas im Stich ließ, es war recht bewölkt und für ein paar Minuten regnete es sogar, allerdings mehr Niesel als Regen. Die Strandirküste ist bekannt für den peitschenden Wind, denn hier prallt das Wetter der Nordatlantiks ungeschützt auf Land. Das merkten wir schnell, mal schnell anhalten und ein Foto machen war nicht nur furchtbar kalt, wir mussten auch aufpassen, dass wir nicht umgeweht wurden. Die einige Hindernisse auf der Straße waren Schafe, Vögel die bis zuletzt einfach auf der Straße sitzen blieben und ab und Schlaglöcher.
Entgegenkommende Autos durfte es auch nicht viele geben, waren die Ausweichmöglichkeiten doch begrenzt. Djupavik wurde dominiert von der alten, zerfallenden Heringsfabrik. Durch das kalte Wetter und den Nebel umgab diesen Ort eine gewisse Mystik. Das passte genau hierhin. Die Fabrik war 1950 stillgelegt und zerfällt nun und bietet eine tolle Szenerie für Fotos. Leider macht die dortige Ausstellung inmitten der vor sich hin rostenden Geräte erst am nächten Tag auf so dass wir leider nicht hinein konnten. Trotzdem mein Highlight des Tages.
Nach einem wärmenden Tee ging die Fahrt weiter bis zum Krossnesslaug, einem geothermischen Schwimmbad, das durch seine Bilder im Internet Berühmtheit erlangte. Mitten im Nirgendwo, wenn man denkt, man ist am Ende der Welt weil man kaum Zivilisation sieht, geschweige denn andere Menschen trifft, steht ein Schwimmbad. Hier fährt man nur hin wenn man diesen Ort kennt oder ihn bei Instagram oder bei Reiseblogs davon gelesen hat, denn hier gibt es eigentlich gar nichts was auf ein solches Schwimmbad hinweist. Leider konnten wir das Becken nicht nutzen, da es gerade für die Saison überholt wird (neue Farbe und Überholung der Umkleiden) aber der warme Hot Pot war offen (40 Grad). Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, gegen eine Spende hüpften wir ins heiße Wasser und entspannten uns von der rumpeligen Fahrt.
Auf der Rückfahrt (wir mussten die gleiche Strecke zurück) machten wir noch einen Schlenker über Drangsnes. Auch hier führte eine Schotterpiste um die Halbinsel und beim Blick auf die Straßenkarte war ich zunächst unsicher ob wir hier auch wirklich fahren könnten. Aber nachdem wir schon so viele Pisten hinter uns hatten bogen wir ab und wurden mit einer tollen Landschaft und schönen Ausblicken belohnt. Auch dieser Umweg lohnte sich aufgrund der nun wieder komplett anders aussehenden Landschaft mit den schroffen Felsen und wilden Stränden. Hier sind wohl auch viele Trolle zuhause. Wenn sie nicht kälteempfindlich sind, haben sie sich schon ein nettes Fleckchen ausgesucht.
Tag 9: Wasserfall Überdosis
Von Holmavik nach Reykholt
Wir verlassen die Westfjorde in Richtung Reykjavik. Wie immer ist es morgens kalt und windig und beim Fotostopp ist Vorsicht angesagt, dass es einem nicht die Kamera aus der Hand weht. Den ersten kleinen Wasserfall entdecken wir zufällig durch eine Beschilderung an der Straße. Da wir eine 2 stündige Fahrt bis zum nächsten Stopp vor uns haben, halten wir kurz und machen uns dann auf das letzte Stück Schotterpiste bis es dann auf die Ringstraße geht. Der Unterschied ist riesig. Statt der einsamen und verlassenen Straßen herrscht hier nun reger Verkehr und mal eben an der Seite anhalten und ein Foto machen ist auch nicht mehr drin.
Nach dem eintönigen Fahren in Richtung Norden bin ich heilfroh, dass wir nicht wie erst angedacht dieses Jahr die komplette Ringstraße gefahren sind sondern in die Westfjorde. An sämtlichen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke sind plötzlich viele Touristen, Busse und mir ist es irgendwie zu voll. Eigentlich müssen wir nach Süden, aber ich wollte noch einen Abstecher zum Kolugljufur Canyon machen, da der zwar einen Umweg bedeutet, aber wir das auf der heutigen Strecke eingeplant haben.
Der Canyon ist zwar nicht so imposant wie der den wir uns letztes Jahr im Süden angeguckt haben, aber trotzdem den Umweg wert. Natürlich steht am Anfang des Canyons ein Wasserfall. Schon beeindruckend wie sich das Wasser hier eine Schlucht gegraben hat.
Als nächstes musste ein Vulkankrater erklommen werden, der direkt an der Straße auf unserem Weg lag. Hier konnte man hier Dank zahlreichen Treppenstufen bis oben zur Kante gehen. Hier pfiff der Wind so stark, dass wir beinahe umgefallen wären. Das hatte ich auch noch nie erlebt. Es war wirklich kaum zu ertragen, aber wir liefen den gesamten Kraterrand ab und konnten noch ein paar Ausblicke auf die Umgebung genießen.
Nur ein paar Meter weiter lag Glanni (endlich mal ein Ort, den man leicht aussprechen konnte). Ein Golfplatz mit….einem Wasserfall und einem kleinem Wanderweg. Dann geht es doch nach Süden, stur die Straße 1 entlang, bis wir in Richtung Reykholt abbiegen. Hier sieht man schon die Nebelschwaden der Krauma Therme.
Ähnlich wie die Blaue Lagune kann man hier in den heißen Quellen baden und es sich in einem Spa gutgehen lassen. Wir sind allerdings wegen der Quellen hier, die direkt neben der Therme aus der Erde sprudeln. Es soll die größte geothermische Quelle der Insel sein und das Wasser fließt hier dampfend durch das Tal und kühlt sich nach und nach ab. Wir haben ein paar Meter neben der Quelle mal einen Finger ins Wasser gehalten. War schon ziemlich heiß.
Der nächste Halt war dann Barnafoss und Hraunfoss, zwei nebeneinander liegende Wasserfälle mit unglaublich blauem Wasser. Ein tolles Panorama. Ich war ziemlich platt von der langen Autofahrt aber wir wollten noch nicht zum Guesthouse und noch ein paar Meter laufen. Wir hielten in Reykholt, wo ein berühmter isländischer Dichter im 11. Jhd. In einer Hütte gelebt hatte. Seine Hütte und sein alter Hot Pot sowie ein paar alte Ausgrabungen konnten wir besichtigen. Es gab auch einen kleinen Weg zum Wandern, der uns auf den Berg zu einem Wassertank führte. Die Hütte soll das älteste Bauwerk in Island überhaupt sein.
Unsere Unterkunft war ein Zimmer auf einem Bauernhof. Ein uriger alter Isländer empfing uns herzlich und erzählte, dass dieser Wind nicht üblich sein und mehr eine Folge der Erderwärmung ist und erst in den letzten Jahren immer mal wieder im Mai aufgetreten ist. Das Tolle an dem Bauernhof war der eigene Hot Pot, den wir natürlich nutzten. Eine Wohltat nach dem langen Tag.
Tag 10: Reykjavik calling
Von Reykholt nach Reykjavik
Auf gehts nach Reykjavik. Wir machen uns nach einem Frühstück auf und kehren in die Hauptstadt zurück. Ein bisschen Zivilisation bevor es nach Hause geht. Unser Gastgeber auf dem Bauernhof, ein 80jähriger Isländer hatte uns erzählt dass heute in Island Fischermens Day ist, an dem alle Fischer und die auf See gestorbenen gedacht wird. In Reykjavik sollte nach seiner Information bestimmt viel los sein, das sollten wir uns nicht entgehen lassen.
Nach ca. 90 Minuten Fahrt sind wir an der Hallgrimskirka angekommen und laufen los. Wir kennen die Innenstadt noch vom letzten Jahr. Das Wetter ist bombastisch und die ganze Stadt ist auf den Beinen. Wir bummeln ein bisschen durch die Einkaufsstraße, gönnen uns Kaffee und Zimtschnecken und schauen uns im Hafen das Fest an. Touristen findet man am Hafen kaum, vielmehr ist gefühlt die komplette Hauptstadt mit Kind und Kegel hier. Wer kann es ihnen verübeln bei dem fantastischen Wetter?
Nach einer hervorragenden Fischsuppe und Fish und Chips machen wir noch einen Spaziergang durch die Stadt. Auch wenn die Masse an Touristen unschwer zu übersehen ist. Natürlich kaufen wir noch ein paar Souvenirs, auch wenn die ganzen Erinnerungen an diese tolle Reise eigentlich nicht in irgendwelche materiellen Dinge zu packen sind. Ein passender Abschluss unserer Reise, auf der wir so viel gesehen und erlebt haben.
2000 km sind wir über Teerstraßen, Schotterpiste und Feldwege gefahren und durften die Wunder der Natur bestaunen. Wir haben richtig viel Glück mit dem Wetter gehabt, kein Regen und 10 Tage Sonnenschein. Mehr geht dann nicht, wenn man vom Wind absieht. Morgen früh geht es zurück nach Hause.
Auf Wiedersehen Island und Danke, dass du uns so verwöhnt hast.
Dieser Beitrag enthält Affiliatelinks/Werbelinks. Bei den mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine kleine Provision. Der Preis ändert sich für dich nicht.
Hast du nun mehr Lust auf Island? Dann schau doch einmal hier vorbei:
Islands südliche Ringstraße – 5 Tage Roadtrip an der Südküste
7 Spartipps für euren Islandurlaub
3 Gedanken zu “Travel Diary – Islands Westfjorde”