Gletscher, Geysire und ganz viel Natur
Island stand schon immer auf meiner Bucketlist. Schon seit Jahren wollte ich dorthin, weil mich die Naturgewalten dort faszinierten. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich eine gelernte Geographin bin. Die endlosen Weiten und die unberührte Natur – für mich war klar, das ich dort unbedingt hin wollte.
Beste Reisezeit für Island Einsteiger
Eigentlich wollte ich in Island immer die Nordlichter sehen. Dick eingepackt in Jacke, Mütze und Winterstiefel im Schnee stehen und den Lichtspielen zusehen. Aber im Winter sind viele der anderen Sehenswürdigkeitender Insel nicht zugänglich und es wäre schade dorthin zu reisen und dann so viel zu verpassen. Ich bin jemand, der sich im Vorfeld immer recht detailliert mit seinen Reisezielen beschäftigt. Sei es über Blogs, Fernsehrehportagen oder den guten alten Reiseführer. Ja ich gebe zu, ich bin ein Fan der gedruckten Reiseführer und liebe es darin zu stöbern.
Und nachdem ich mich etwas eingehender mit Island beschäftigt hatte war für mich klar, dass ich erst einmal im Sommer dorthin wollte. Über meinen Geburtstag Anfang Juni hatte ich ein paar Tage Urlaub, daher entschied ich mich Anfang des Sommers zu fliegen, vor der Hauptsaison und somit bevor Menschenmassen die Insel überfluten.
Was kann man in 5 Tagen sehen?
Und was macht man wenn man nach Island fliegt? Man fährt die Ringroad, die Ringstraße, die einmal um Island führt. Oftmals stellt sich nur die Frage welche Richtung man die Straße fährt. Leider hatten wir nicht so viel zeit uns die gesamte Insel anzusehen, wir hatten insgesamt 5 Tage und wollten die Zeit so gut es geht nutzen. Daher entschieden wir uns für einen Roadtrip in den Süden.
Dank einiger Reiseblogs, die sich vielfach mit Island beschäftigen, erarbeitete ich eine Route, die in 5 Tagen zu schaffen war:
Reykjavik – Golden Circle (Pingvellir – Geysir – Gulfossi) – Fludir – Uridafoss – Seljalandfoss – Skogafoss – Solheimajökull Plane Wreck – Dyrholaey viewpoint – Reynisfjara Beach – Vik – Kirkjubaejatklaustur – Skaftafellsjökull Gletscher – Skaftafell Nationalpark – Svinafelksjökull – Jökulsarlon – Diamond Beach – Fjallsárlón Gletscherlagune – Fjaðrárgljúfur – Gardur
Ankunft in Reykjavik
Wir kamen erst Nachmittags in der nördlichsten Hauptstadt der Welt an. Eine Freundin, die einige Wochen vor mir in Island gewesen war, hatte noch zu mir gesagt “Reykjavik ist gar nicht schön, seht zu, dass ihr schnell raus in die Natur kommt”. Ich kann das so nicht betätigen. Mir gefielen die kleinen bunten Häuser und der skandavische Charme sehr. Dass man sich in einer Hauptstadt aufhält, merkt man kaum, da alles sehr überschaulich ist und eher einen Kleinstadtcharme versprüht. Aber ich gebe zu, man muss diesen Stil schon mögen. Wir haben uns jedenfalls in Reykjavik wohlgefühlt und waren froh, dass das Wetter mitspielte und es nicht ganz so kalt war wie angenommen.
Mit einem Spaziergang könnt ihr alle sehenswerten Punkte in Reykjavik sehen, natürlich die Hallgrímskirkja, die imposante Kirche der Stadt, die moderne Harpa Music Hall, der Hafen und die Sólfarið Sculpture (Sun Voyager). Falls euch der Hunger überkommt, so kann ich euch die Bäckerei Brauð & Co empfehlen. Hier gibt es die leckersten Zimtschnecken der Stadt.
Auf in die Natur: der Golden Circle
Wir starteten früh morgens in Richtung Þingvellir Nationalpark und wollten den sogenannten Golden Cirlcle fahren. Das ist wohl der beliebteste Ausflug für alle Touristen Nur gut, dass wir beide Frühaufsteher sind, denn so würden wir nicht mit den Touristenmassen, die die Busse ausspucken, kollidieren.
In Þingvellir bekamen wir den ersten Eindruck von der isländischen Natur. Hier wandert man direkt auf der Grenze zwischen den beiden Kontinenten Amerika und Europa. Mein Geographenherz schlug hier gleich höher, es war ziemlich imposant der Erde so nah zu sein und das was sman sonst nur aus Büchern und Fernsehen kennt mal live zu erleben. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen uns auf zwei Kontinenten gleichzeitig aufzuhalten, in Amerika und in Europa. Es gibt wohl keinen anderen Ort auf der Welt wo das möglich ist.
Nach dem Þingvellir geht es weiter zu den Geysiren und den geothermischen Quellen. Achtung, wer eine empfindliche Nase hat, sollte sich hier auf unschöne Schwefelgerüche einstellen. Das Bild dort ist irgendwie einmalig: Zahlreiche, in Funktionsjacken gehüllte Touristen stehen um einen Teich herum und warten mit ihren Kameras gespannt, dass aus dem Teich eine Luftblase wird und dann als Geysir in die Höhe schießt. Wir natürlich eingeschlossen. Denn man weiß ja nie wann Geysir Strokkur sich entscheidet in die Luft zu gehen und dann will man das natürlich fotografisch festhalten.
Auf Þingvellir und Geysir folgt Gulfoss. Island ist das Land der Wasserfälle, der Gulfoss war für mich der imposanteste. Wenn man Glück hat kann man bei sonnigem Wetter in der Gischt einen Regenbogen erkennen. Und Achtung, hier wird man auf dem Weg zum Aussichtspunkt bestimmt nass. Zieht eure Regenjacken an wenn der Wind ungünstig weht. Gulfoss führt enorm viel Wasser, gerade dies macht ihm für mich so imposant. Ich fand den Besuch hier sehr beeindruckend und mir wurde wieder klar, warum ich damals Geographie studiert hatte. Was ein beeindruckendes Naturerlebnis.
Heiße Quellen – eine ganz natürliche Badewanne
Kontraste machen Island aus. Während es bitterkalt und windig sein kann, sitzen Isländer mit großer Begeisterung mitten in Wiesen in heißen Quellen und baden. Natürlich standen die heißen Quellen auch auf unserer Liste. Nicht umsonst hatten wir extra Badesachen eingepackt.
Wir fuhren nach Flúðir und wollten in der Secret Lagoon baden. Ich hatte diese Location auf Instagram entdeckt. Einige User hatten hier tolle Bilder gepostet, also wollte ich auch in den Genuss kommen. Zugegeben, die Straße dorthin war eine kleine Herauforderung für unseren kleinen Corsa aber wir wollten auf dieser Reise ja auch etwas erleben. Die Blaue Lagune ist ja weltweit bekannt, die Secret Lagoon heißt vermutlich so, weil sie nicht so überlaufen ist.
Entgegen meiner Erwartungen gab es an der Lagune richtig gute Umkleidekabinen, Duschen und sogar ein Café. Es war herrlich in dieser natürlichen heißen Quelle zu baden. Das Wasser war warm (für mich Warmduscher waren die 39 Grad ideal). Es gibt ganz viele dieser heißen Quellen auf der Insel. Nicht alle sind so groß und ausgebaut wie die in Flúðir, oftmals handelt es sich nur um Flüsse oder kleine Teiche inmitten von Wiesen. am besten fragt man die Isländer selber oder recherhiert ein bisschen welche Orte in der Nähe von eurer Route liegen.
Gibt es hier im Überfluss: Wasserfälle, Gletscher und Lavawüsten
Island ist übersäht von Wasserfällen. Das tolle ist, dass man viele der großen Fälle direkt von der Ringstraße aus sehen kann und es nur wenige Meter bis zum Parkplatz sind. Wie so oft ist das Fluch und Segen zugleich. Denn dadurch hat man so einen Wasserfall selten für sich selbst und muss ihn mit den Bustouristen teilen. Aber da wir wieder früh gestartet waren, hatten wir Glück und waren zu Beginn des Tages fast alleine bei den ersten Stops. Bei den Wasserfällen sollte man damit rechnen nass zu werden, denn die Gischt gerade bei windigem Wetter bei den großen Fällen Seljalandfoss oder Skogafoss ist doch stark.
Beim Skogafoss könnt ihr einen recht steilen und anstengenden Weg bis oben an die Kante hochgehen. Das lohnt sich auf jeden Fall denn oben angekommen hat man nicht nur eine tolle Aussicht, man kann auch noch ein Stück weitergehen und weitere kleine Wasserfälle sehen.
Unser südlichster Punkt war der Aussichtspunkt von Dyrhólaey. Hier schlug das Wetter recht erbarmunslos zu und wir konnten nicht so viel sehen, es war neblig, nieselig und ziemlich windig. Das machte diesen Ort aber nicht weniger beindruckend. Das Highlight war der Papageientauer, den wir an den Klippen entdeckete. Leider war er nicht in der Laune für Fotos und auch die anwesenden Fotographen mit ihren großen Objektiven hatten kein Glück. Der um die Ecke liegenden Black Beach Reynisfjara hüllte sich ebenfalls mysteriös in Nebel, aber bot dafür zahlreiche tolle Fotomotive. Achtung, hier hält gefühlt jeder Islandtourist und wirft sich instagramtauglich in Pose.
Nach der Ortschaft Vík í Mýrdal lassen wir die Wasserfälle hinter uns und kommen den Gletschern nahe. Wer erinnert sich nicht mehr an die berühmte Aschewolke, die der unaussprechliche Vulkan Eyjafjallajökull in die Luft gepustet hat? Man fährt stundenlang durch eine schwarze Lavawüste, im Hintergrund trohnt der gewaltige Gletscher, immer auf der Ringstraße.
Irgendwie hatten wir das Gefühl wir würden nie ankommen. Aber irgendwann war es soweit und wir kamen im Nationalpark an, um ein wenig Wandern zu gehen. Nach der ganzen Fahrerei tat es unheimlich gut sich mal wieder zu bewegen und die Natur direkt zu erleben und nicht nur vom Auto aus zu bestaunen. Das letzte Mal, dass ich einem Gletscher so nah gewesen war muss ca. 20 Jahre her sein und es war wahrscheinlich in einem Familienurlaub in den Alpen. Jetzt standen wir nach unserer Wanderung direkt an der Gletscherzunge. Ein tolles Gefühl, aber irgendwie auch erschreckend. Man kann sich nämlich genau vorstellen wo das Eis mal gewesen war und wie stark der Klimawandel hier zugeschlagen hatte.
Der Klimawandel ist weit weg wenn man nur von ihm redet aber wenn man dann mitten in so einem empfindlichen Ökosystem steht, wird es einem wieder viel bewußter was wir alles anrichten. Sofern hat diese Reise auch einen Lehrauftrag. Die Empfindlichkeit der Natur und unser Umgang mit ihr wird einem viel bewußter, wenn man so viel Zeit in ihr verbringt und sieht wie kreativ die Natur mit ihren Formen und Farben sein kann. Wir sollten einfach mehr drauf achten was mit mit der Erde anstellen, schließlich sind wir nur zu Gast. Letztendlich lebt gerade der Tourismus von diesen Klischees von der unberührten Natur und den vergessenen Paradiesen.
Im Skaftafell-Nationalpark lässt es sich wunderbar ein paar Stunden verbringen. Gewappnet mit unseren Wanderschuhen (die wir gefühlt alle 5 Tage anhatten) erkundeten wir den Park und wanderten bis zum durchaus fotogenen Svartifoss, dem schwarzen Wasserfall. Es sollte ja nicht sein, dass wir an einem Tag gar keinen Wasserfall sehen.
Nach einigen Stunden Wanderung stand noch eine Fahrt bis zur Gletscherlagune Jökulsárlón an. Das war der Wendepunkt für uns, denn wir mussten ja auch och wieder die ganze Strecke zurück. An der berühmten Lagune waren wir froh, dass wir nicht in der absoluten Hauptsaison gekommen waren. Denn dieser Ort ist so bekannt und fotogen, dass hier auch jeder Halt macht.
Dementsprechend überlaufen ist es natürlich. Aber der Halt lohnt sich durchaus. Man sieht (und hört) wie der Gletscher immer wieder Eisbrocken ins Meer entlässt. Auch hier kam mir der Klimawandel wieder in den Sinn. Schließlich ist die Faszination an Jökulsárlón, dass der Gletscher immer kleiner wird und die Bucht voller hellblauer Eisberge ist. Das Wetter war hier erbarmungslos. Trotz 3 Schichten von Jacken und Pullovern wehte es uns fast um und es war ziemlich ungemütlich. Ein richtiger Gegensatz zum Nationalpark, in dem wir uns nach unserer ausgiebigen Wanderung einen Sonnernbrand geholt hatten.
Direkt neben der Lagune ist der Diamond Beach, der so heißt, weil die Eisblöcke hier wieder angespült werden. Da das Eis kristallklar ist, sehen sie aus wie Diamanten. Ein sehr beliebtes Fotomotiv. Vor allem sieht der Strand jeden Tag anders aus, je nachdem wieviele Eisblöcke wieder den Strand zurückkommen. Alternativ zur Jökulsárlón Lagune könnt ihr auch an der Fjallsárlón Gletscherlagune anhalten. Hier ist nicht so viel los und die Eisblöcke können nicht zum Meer hinaus und treiben einfach so in der Lagune herum. Wir haben hier auf dem Rückweg angehalten und waren ebenfalls begeistert.
Nochmal zurück?
Rückblickend hat Island meine Erwartungen übertroffen. Meine Faszination für die Natur, die mich erst dazu gebracht hat Island zu besuchen, wurde hier voll erfüllt. Es ist sehr beeindruckend was hier geboten wird: Wasserfälle, hinter denen man durchwandern kann, Gletscherzungen, Wanderungen auf 2 Kontinenten, Baden in heißen Quellen. Für Naturliebhaber ist Island wirklich ein Muss.
Ich möchte auf jeden Fall nochmal zurückkommen und auch die restliche Ringstraße fahren. Dafür muss man dann aber mehr Zeit einplanen als 5 Tage. Auch der Zeitpunkt Anfang Juni war gut gewählt, er war noch keine Hochsaison, trotzdem hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter und hatten viel Sonne und wenig Regen. Die Distanzen haben wir ein bisschen unterschätzt, natürlich saßen wir viel und teilweise stundenlang am Stück im Auto. Aber das gehört bei einem Roadtrip nun mal dazu. Letztendlich sind wir trotz unserer Stopps und Pausen immer noch zeitig in unseren Unterkünften angekommen und konnten die Erlebnisse des Tagen Revue passieren lassen.
Ich habe Island definitiv in mein Herz geschlossen und wenn es irgendwie passt, werde ich auch irgendwann den Rest dieses Landes erkunden.
4 Gedanken zu “Islands südliche Ringstraße – 5 Tage Roadtrip an der Südküste”