From Hanoi with love

Was diese Stadt so wunderbar macht

Du kommst nach einem 11 Stunden Flug übermüdet nach Hanoi und es trifft dich gleich. Bumm, bist du gleich mittendrin im Gewusel. Tausende von Rollern bei denen man nur staunen kann, dass bei dem Kreuz und Quer keine Unfälle passieren. Volle, mit viel zu kleinen Plastikhockern zugestellte Gehsteige die zum Essen in den Garküchen einladen, Straßenverkäufer, Autos, das Hupen der Roller und ich mit meinem Rucksack mittendrin.

Wochenlang hatte ich mich vorbereitet, die Route geplant und mich mit dem Backpacking beschäftigt, weil ich bisher immer nur mit Koffern gereist war. Und nun stehe ich hier, mitten in Hanoi, geplagt vom Jetlag, nicht akklimatisiert und mir wird klar, dass es nun soweit ist und mein Abenteuer Vietnam nun tatsächlich losgeht.

Hanoi bunt

Auf ins Old Quarter

Angefangen hat meine Reise mit einem netten älteren vietnamesischen Pärchen, die im Flugzeug neben mit saßen. Wir kamen ins Gespräch und sie fragten mich ob ich in ihrer Heimat Urlaub machen würde. Als sie hörten dass ich etwas länger bleiben wollte als das so üblich ist, waren sie ganz begeistert und boten an mich in die Stadt mitzunehmen. Sie waren auf Jahresurlaub und trafen sich in Hanoi mit ihren Familien, die in ganz Europa verstreut waren und nun in Hanoi zusammenkamen. Ich nahm das Angebot mit dem Transfer dankend an, denn ich fand es überaus freundlich und wollte es schon aus Höflichkeit nicht ausschlagen.

Ich hatte mich zwar akribisch vorbereitet was ich am Flughafen alles machen wollte (Geld und SIM Karte holen) Bushaltestelle suchen, etc., aber ich hatte mir ja vorgenommen alles auf mich zukommen zu lassen und nicht immer nach Plan vorzugehen. Also stand ich dann dank der freundlichen Vietnamesen mit meinen 12kg Rucksack am Fernbusbahnhof in Hanoi, an dem sie wohnten und musste irgendwie zu meinem Hostel.

Kulturschock oder der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Ich entschied mich die knapp 2 km zu laufen, um gleich das Leben in Hanoi kennen zu lernen. Vorbei an zahlreichen Garküchen, wo die Vietnamesen ihre herzhaften Suppen frühstückten lief ich dann mitten rein in die Altstadt und fand mich in einer anderen Welt wieder. Die dreckigen Gehsteige sind immer wieder mit den kleinen farbigen Plastikstühlen voll gestellt, auf denen die Einheimischen sitzen und essen. Ein wenig wie aus der Zeit gefallen sind ein paar der Tische mit bunten und kitschigen Lacktischdecken bezogen, die Suppenschüsseln passen alle nicht zusammen, erfüllen aber ihren Zweck und völlig unbeeindruckt von der westlichen, allein reisenden Frau mit dem Rucksack schlürfen die Menschen ihre Suppe oder etwas anderes undefinierbares und fachsimpeln in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Es riecht nach einer Mischung aus Essen, Abgasen und schwüler Hitze und überall hört man die Roller hupen.

Während ich also durch das Old Quarter von Hanoi laufe, meine Karten App immer im Blick, weil ich ein bisschen Angst habe mich zu verlaufen, fällt meine erste Anspannung ab. Genauso habe ich es mir vorgestellt. Für meine Gewohnheit völlig chaotisch, laut und fremd ist diese Welt aber je länger ich laufe, desto mehr beginne ich die Schönheit der Stadt zu sehen. Schönheit ist relativ und sehr subjektiv. Und viele würden Hanoi nicht als schön bezeichnen. Viele der schmalen, alten Häuser im Kolonialstil sind dunkel, heruntergekommen und bräuchten sicher mal wieder einen neuen Anstrich. Aber genau das ist es, was mich an Hanoi so fasziniert. Diese Mischung aus dem Alten, leicht Marodem mit den fröhlich bunten Schildern, Lampen, unzähligen eng aneinandergereihten Läden und unzähligen Garküchen. Und natürlich sind die Menschen und auch ihr Fortbewegungsmittel die Hihlight. Hier herrscht ein ganz spezielles Leben, das sich zum Großteil auf der Straße abspielt. Oftmals fühlt man sich von all den Eindrücken erschlagen, aber ich lasse mich darauf ein und schnell ist es um mich geschehen. Ich liebe es hier.

Die Altstadt versprüht einen ganz speziellen Charme, den ich so vorher noch nicht gesehen habe und irgendwie ist dieser Charme voller Nostalgie. Eine Hommage an das alte, koloniale Vietnam, welches aber durch das selbstbewusste, modernere und quirlige Vietnam abgelöst wird. Überall Stilbrüche, alt und neu, sauber und dreckig. Und das beste: überall gibt es Essen.

Nostalgisches Flair wohin man schaut

Auf dem Weg zu Hostel durchquere ich ein paar der unterschiedlichen Viertel der Altstadt. Hinter fast jeder Straßenkreuzung wird etwas neues angeboten. Die eine Straße ist spezialisiert auf Schmuck, Seide oder Metallwaren, die andere bietet chinesische Schalen an, wieder eine andere Gläser, Süßigkeiten oder eine Straße ist voller Läden, die jegliche Art von Körben verkaufen. Ich kann meine Augen kaum davon lassen, findet das Leben hier doch direkt auf der Straße statt. Für die Vietnamesen ist es völlig normal, für unsere europäischen Geschmäcker ist es sehr faszinierend, weil es so etwas bei uns gar nicht mehr gibt. Oft hängen in den Straßen farbenfrohe Laternen oder Flaggen, Wäsche zum Trocknen oder es stehen einfach bunte Stühle oder parkende Roller herum. Es ist wunderbar und ich merke schnell, wie sehr mir diese Stadt ans Herz wächst.

Genauso habe ich es gewollt. Raus aus dem Alltag, dem eintönigen Büroleben und den durchgeplanten Wochen. All das ist weit weg, stehe ich doch jetzt immer wieder vor der Herausforderung die Straßen in diesem Rollerchaos zu überqueren und an mein Ziel zu kommen, statt den vorgegebenen Umsatzzielen hinterher zu eifern. Ich komme im Hostel an und muss diesen kleinen Kulturschock erst einmal sacken lassen. Auch wenn ich mich gerne hinlegen und mein Jetlag ausschlafen möchte, habe ich Hummeln im Hintern und will wieder raus vor die Tür. Mehr von dem verrückten Leben hier sehen und ein Teil davon werden. Schnell habe ich den Trick herausgefunden, wie ich die Straße überquere – einfach vorsichtig losgehen – und mache mich wieder auf, diese Stadt zu erkunden.

Ich habe mir in meinem Reiseführer einen Rundweg rausgesucht, der mich durch das Old Quarter führt und beginne loszulaufen. Besonders fasziniert mich die Gegend in der Nähe des Osttors, wo ganz viel Essen, Kräuter und Obst verkauft wird. Irgendwo hackt eine Frau auf der Straße ein paar Schweinefüße, woanders zappeln ein paar Fische in einem Eimern und warten darauf verkauft zu werden. Der Verkauf auf dem Gehweg ist scheinbar nicht so ganz legal, denn als ein paar Polizisten vorbeikommen, werden die Körbe und Eimer ganz schnell zurück in den Laden gestellt. Das finde ich interessant, verziehe mich unauffällig in eine Ecke und warte ab. Und tatsächlich, als die Polizei um die Ecke biegt, wird alles wieder fleißig herausgetragen. Eine der Verkäuferinnen grinst mich an und zeigt auf die Polizisten und will mir wohl erklären was hier gerade passiert ist. Ich lache freundlich zurück und gehe weiter.

Das Straßenwirrwarr der Altstadt bringt mich etwas durcheinander und schnell habe ich mich verlaufen und komme ganz woanders raus als gedacht. Aber ich lasse mich noch etwas treiben und entscheide mich spontan dazu den geplanten Rundweg Rundweg sein zu lassen und einfach ein bisschen auf eigene Faust weiterzulaufen. Und auch ohne den empfohlenen Weg finde, gibt es immer wieder interessante Ecken zu sehen und etwas Neues zu entdecken.

Man hasst es oder man liebt es

In einem kleinen, nostalgischen Café mache ich eine Pause. Das Nola Café ist wunderbar gemütlich, voller Retrocharme und genau das Richtige. Über verschiedene Treppen und Gänge gehe ich bis zur Dachterrasse und genieße es dem Trubel mal hinter mir zu lassen. Bei einem vietnamesischen Eiskaffee mit gesüßter Kondensmilch steht für mich fest: Hanoi ist der beste Start für Vietnam gewesen. Die Stadt strahlt so viel Charme aus und hat ein ganz spezielles Flair. Etwas aus der Zeit gefallen und trotzdem jung und hip. Ein unbeschreiblicher Charme durchfährt diese Stadt, die sich einfach schwer beschreiben lässt. Man muss ihn einfach erleben. Vermutlich gibt es nur 2 Meinungen über Hanoi: man hasst es oder man liebt es. Welche Meinung ich habe, ist sicherlich klar. Ich bin mir sicher, dass da für die restliche Reise noch ganz viel Tolles auf mich zukommt.

Was bleibt aus Hanoi: man hupt schon, damit man einfach hupt, Feinstaub ist nicht zu unterschätzen und rote Ampeln gelten hier nicht für Roller.

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2 Gedanken zu “From Hanoi with love

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