Wie man unterwegs damit umgeht, wenn es anders kommt als erwartet
Wer kennt es nicht, man steckt viel Zeit und Enthusiasmus in seine Reiseplanung und freut sich wochenlang auf bestimmte Orte oder Highlights im Urlaub und wenn dann seid ihr vor Ort und werdet enttäuscht. Die Ewartungen sind riesig und dann: das Wasser ist längst nicht so blau und klar wie ihr es auf Bildern gesehen habt, das Reisfeld hat gerade gar keine Pflanzen und liegt als Acker gerade brach oder das so hoch angepriesene Essen schmeckt euch einfach nicht.
Ich kenne das gut, denn ich gehe gerade zu darin auf mich akribisch auf meinen Urlaub vorzubereiten und mir viele Dinge im Vorfeld auszusuchen, die ich sehen möchte. Nicht selten schaue ich natürlich dabei im Netz und bei Bildersuchen und Instagram vorbei. Dadurch entstehen oftmals hohe Erwartungen. Über viele negative Aspekte wird oft nicht berichtet oder kaum darauf hingewiesen. Und ein perfekt retuschiertes Bild erhält natürlich in der Regel auch mehr Likes als die, die die ungefilterte Wahrheit zeigen.
Die Realität sieht manchmal anders aus
Wenn ich so überlege welche Enttäuschungen wir auf den letzten Reisen so begleitet haben, fallen mir schon einige ein. Das Frühstück in den Hostels oder Guesthäusern in Myanmar zu, Beispiel. Kaum bekam ich die überall verbreitete einheimische Mohinga Suppe angeboten. Stattdessen gab es fast ausschließlich Weißbrottoast mit Margarine und überzuckerte Erdbeermarmelade mit 2 Spiegeleiern.
Nach einigen Tagen kann man das nun wirklich nicht mehr sehen. Gerade wenn man so wie ich ein Foodie ist und immer neugierig auf das lokale Essen ist. Essen ist in meinen Augen ohnehin ein schwieriges Thema, weil ja Geschmack immer subjektiv ist und der eine ist experimentierfreudiger als der andere. Viele Reisende finden es gerade toll auch unterwegs das Essen zu bekommen, was sie von zuhause kennen (was der Bauer nicht kennt…..). Ich gehöre nicht zu dieser Spezies und bin eher enttäuscht nichts einheimisches auf den Menükarten zu finden.
Phänomen overtourism
Oftmals suggerieren viele Bilder auch nicht wie viele an Sehenswürdigkeiten manchmal los ist. Ich bin ja ohnehin kein Freund von sehr beliebten Zielen, weil mich die Menschenmassen, die dort zu finden sind, immer abschrecken. Es fällt mir schwer einen Ort oder eine Landschaft zu genießen wenn ich für etwas erst einmal lange anstehen muss oder mich erst durch Gruppen von anderen Touristen schieben muss. Wenn ich überlege was im Sommer in Venedig im Sommer los sein muss oder in Barcelona, möchte ich eigentlich schon gar nicht dort hin.
Mittlerweile sind viele Einwohner von solchen Hot Spots geradezu genervt wenn die Besucher in die Städte einfallen und respektlos mit allem umgehen. Ich kann das natürlich nachvollziehen und darum kann ich nur raten nach Möglichkeit etwas außerhalb der Hauptzeiten anzusehen. Oftmals ist es dann wesentlich entspannnter und ihr könnt es viel mehr geniessen.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Neben schlechtem Essen und Menschenmassen war ich auch schon von Orten enttäuscht, die ich besucht habe. Während meiner Vietnam Rundreise machte ich ich Mui Ne halt, die Strände wurden im Netz hoch gelobt und hier könnte man den ganzen Tag die Kiter und Surfer beobachten und zum Sonnenauf- oder -untergang die Dünen raufklettern. In Mui Ne angekommen war ich dann entsetzt von den völlig vermüllten Stränden, ein Zentrum mit Bars und Cafés lag am anderen Ende des Ortes und für mich zu Fuß unerreichbar und andere Reisende, mit denen ich ins Gespräch kommen konnte, fand ich auch kaum. Diese besagten tollen Strände waren wohl auch woanders gewesen. Die kompletten Tage, die ich dort verbrachte, habe ich mich eigentlich geärgert sie nicht noch woanders verbracht zu haben.
Strategien gegen falsche Erwartungen
Und wie macht man dann aus der Situation das Beste? Man will ja nicht, dass diese schlechten Erfahrungen und Erinnerungen hängen bleiben. Viel mehr wollt ihr euch ja hinterher an die schönen Momente erinnern. Ich habe versucht mir in der Zwischenzeit ein paar Strategien zurecht zu legen.
Unvergessliche Momente in Bagan/Myanmar
Vorbereitung ist das A und O
Im Großen und Ganzen ist eine gute Vorbereitung schon einmal wichtig. Bei bestimmten Orten oder Sehenswürdigkeiten solltet ihr immer unterschiedliche Berichte lesen, auch gerne mal die kritischen (wenn ihr welche findet). Wenn ihr jemanden kennt, der schon einmal dort gewesen ist wo ihr hin möchtet, solltet ihr euch unbedingt Tipps abholen. Vielleicht kann dieser jemand ein Hotel oder einen tollen Ausflug empfehlen oder eben auch von etwas abraten. Solche Tipps sind immer hilfreich, also haltet die Ohren offen.
Weißt du was du willst?
Wichtig ist auch zu wissen was euch wichtig ist und womit ihr gar nicht klar kommt. Ist es für euch nicht so schlimm jeden Tag das gleiche Frühstück zu bekommen weil ihr ohnehin nicht viel Wert auf Essen legt? Lange Schlangen oder Menschenmassen, die sich durch eine Stadt drängen schrecken euch nicht ab? Hauptsache ihr seid im August im Urlaub?Auch dann werdet ihr sicherlich weniger Enttäuschungen erleben, denn es ist für euch eben ein kleineres Übel.
Ihr solltet beim Reisen Prioritäten setzen können. Wenn ich unbedingt im Sommer nach Mykonos oder Santorini möchte, dann muss ich damit eben können, dass ich mir die Insel mit ganz vielen anderen Sonnenhungrigen teilen muss und die Such nach einem einsamen Strand mal etwas länger dauert. Als Tipp kann ich auch noch empfehlen mal im Hotel oder bei den Einheimischen zu fragen wann die Kreuzfahrtschiffe anlegen sofern euer Reiseziel von Schiffen angefahren wird. Denn an diesen Tagen ist es immer besonders voll. Da lohnt es sicherlich einfach an einem anderen Tag dorthin zu fahren.
Sucht euch doch mal ein etwas unbekannteres Ziel für eure Reise aus – hier das beschauliche Brügge
Flexibel sein
Wenn ich heute auf Mui Ne zurückblicke, so ärgere ich mich , dass ich im Nachhinein so lange dort geblieben bin. Ich hatte eine nicht stornierbare Unterkunft gebucht und wollte nicht noch zusätzlich Geld für eine andere Bleibe ausgeben. Manchmal ist es aber besser, wenn ich euch nicht wohlfühlt oder einfach enttäuscht seid, die Unterkunft zu wechseln oder eben auch den Ort. Schade um das Geld ist es sicher, aber die Urlaubstage sind eigentlich zu schade, um sie unglücklich zu verbringen. Also sollte man sich einen Ruck geben und die Situation ändern. Wenn ihr einigermaßen flexibel in eurer Route und mit dem Budget seid, macht euch auf zum nächsten Ort, dann sollte dieser eben nicht der Richtige für euch gewesen sein.
5 gerade sein lassen
Ehrlich gesagt wird es wohl kaum einen Urlaub geben, der perfekt ist und an dem ihr keine Enttäuschung erlebt. Darauf solltet ihr euch einstellen und das müsst ihr auch akzeptieren. Manche Dinge, die man nicht ändern kann (ein verspätetes Flugzeug, ein ausgefallener Bus oder schlechtes Wetter) muss man dann einfach hinnehmen. Da hilft auch keine noch so gute Vorbereitung. Und natürlich ist auch ein Marmeladentoast hinnehmbar wenn man sieht wie stolz der einheimische Kellner dieses bringt weil er denkt dass er mir als Westlerin einen Gefallen damit tut. Aber seid mutig, die negativen Momente unterwegs selbst zu ändern und sie in etwas Positives zu verwandeln.
Stay positive
Ich verbinde keine guten Erinnerungen an die Halong Bay in Vietnam. Neben dem vielen Dreck lag das aber auch daran, dass ich einfach zu der Zeit kränkelte und es mir einfach nicht gut ging. Die Bucht selber war natürlich landschaftlich toll und ich bin mir sicher, dass ich ihr Unrecht damit tue wenn ich sagen sie sei nicht sehenswert. Aber wenn man sich manchmal nicht wohl fühlt und vielleicht mit einer Krankheit zu kämpfen hat, fällt es einem doch schwer sich auf die neuen Eindrücke um sich herum einzulassen. Ich habe versucht positiv zu bleiben, einen Gang heruntergeschaltet und nur ein kleines ruhiges Erkundungsprogramm gemacht und mir die Kajak- und Bootsausflüge für das nächste Mal aufgehoben. Mit einer positiven Einstellung kann man auch über manches hinwegsehen und eben doch noch das Beste aus einer blöden Situation machen.
Im Großen und Ganzen versuche ich immer alles etwas lockerer zu sehen, damit ich nicht enttäuscht werde. Ich lasse mich schon länger nicht mehr von der perfekten Instagram Welt blenden. Nahezu alle Bilder sind heute deutlich nachbearbeitet, es werden nur kleine Ausschnitte von Orten gezeigt, die möglichst fotogen sind. Wichtig ist, die Erwartungen zu Beginn runterzuschrauben und einfach vieles auf sich zukommen zu lassen. Ihr solltet euch bewußt machen, dass ihr nicht die einzigen Menschen seid, die dort Urlaub machen. Auch vor Ort arbeiten Menschen und keine Maschinen. Sie versuchen sicherlich euch den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen aber bitte bedenkt, dass überall auf der Welt andere Standards und kulturelle Werte gelten.