Wie dieser eine Moment mich sofort zu den Polarlichtern bringt
Es ist diesig und nass an diesem Oktobertag und das erste Mal denke ich, dass es nun doch langsam Herbst wird. Nach dem ganzen Tag am Schreibtisch steht noch der Einkauf fürs Wochenende an. Und als ich am frühen Abend aus dem Supermarkt komme, schaue ich zum Himmel. Es ist grau und die Straßenlampen leuchten schon. Doch ich stocke. Es ist das Licht, das mich sofort packt.
Gedanklich bin ich wieder in Norwegen, in Tromsö. Vor knapp einem Jahr am Rand der Arktis, wo es bereits nicht mehr richtig hell wurde. Und genau dieses Licht am Himmel ist es, was sofort an Norwegen erinnert. Es ist fast der gleiche Himmel, dunkel, bedrohlich und schwer. Voller Regen, der droht sich bald über mir zu ergießen. Die hellen Strahler des Parkplatzes kämpfen gegen die drohende Dunkelheit an. Es sieht genauso aus wie in Tromsö. Dort war auch diese diesige, etwas mysteriöse Stimmung. Heller wurde es in Tromsö nicht mehr und die dunklen Polarnächte kündigten sich an. Und hier, 10 Monate später und etwas mehr als 2000 Kilometer weiter südlich fühle ich mich wieder dorthin versetzt.
Als ich den Einkaufswagen zum Auto fahre, kommen die Erinnerungen zurück. Der ewige Regen, der mir auf die Nerven ging aber auch die magischen Polarlichter. Es war kein perfektes Wetter wie man es sich im November nördlich des Polarkreises vorstellt. Eher nass statt weiß und die Winterlandschaft, die ich im Kopf hatte, als ich Tromsö gebucht habe, war noch nicht bereit hervorzutreten.
Die letzten Tage habe ich wieder so viele Bilder von den Polarlichtern im Netz gesehen. Ziemlich wehmütig habe ich sie angeschaut und bin gedanklich dorthin gereist. Noch immer kann ich es kaum glauben, dass ich sie im August in Schwedisch Lappland verpasst habe. Denn kurz nach meiner Abreise waren sie wieder am Himmel zu sehen. Aber ich hatte ja da Glück sie in Tromsö zu erleben. Und das war einfach magisch. So magisch, dass es mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist.
Das leichte Knistern und Rauschen am Himmel. Das Staunen der Zuschauer und Klicken der Kameras. Die tanzende Lady Aurora am norwegischen Fjord und später bei klirrender Kälte in Finnisch Lappland. Sie hat sich bitten lassen in Finnland und wir mussten uns das Schauspiel erst verdienen. Bei -12 Grad, eiskalten Füßen und dick verpackt an einem Lagerfeuer. Und hier auf dem Supermarktparkplatz ist das alles plötzlich wieder da.
Als ich nach Hause fahre und den Kühlschrank einräume, ist das Fernweh wieder zurück. Sie haben mich angefixt die grünen und blauen Farbenspiele am Himmel. So lange hatte ich gehofft die Polarlichter einmal zu sehen und nun kann ich gar nicht genug bekommen. Strand und Palmen? Nein, danke damit kannst Du mich aktuell nicht locken. Ich will dick verpackt am Wasser oder im Schnee stehen und in den Himmel schauen. Ungeduldig warten, die Kamera einstellen und hoffen, dass Mutter Natur so gnädig ist die Wolken zu vertreiben. Es ist ein ganz besonderes Naturschauspiel und ich kann die Faszination sofort nachvollziehen. Und eines ist auch klar: Ich will sie noch einmal sehen. Polarlichter machen süchtig.
Der Winter beginnt erst und die Saison ist noch lang. Und es gibt sicher noch die Möglichkeit sich im Januar und Februar wieder in den Norden aufzumachen. Dieses Mal vielleicht in Rovaniemi oder auf Island. Dieser Moment auf dem Supermarktparkplatz wollte mich nur daran erinnern, dass ich es nicht vergesse. Bis dahin bleibt nur hin und wieder ein Blick in den Himmel und die Hoffnung auf einen Moment, der mich wieder nach Tromsö bringt.
Bist du jetzt neugierig auf Tromsö geworden? Hier geht es zu den Beiträgen aus dem Tor der Arktis und es gibt auch den Blogpost über die Polarlichter.
