Von einem Hügel, einem Ausblick und ganz viel Natur
Langsam schiebt sich unser kleiner Fiat durch die Serpentinen. Es geht schon eine ganze Weile immer bergauf und der Mietwagen muss sich größte Mühe geben uns nach oben zu bringen. Von der Hauptstraße sind wir schon vor einer Weile abgebogen und haben uns die kleine Nebenstraße in Richtung Berge hochgeschraubt. Madeira hat viel höhere und steilere Berge als ich es mir vorgestellt habe. Vielleicht hätte ich dann vorher einen Mietwagen mit mehr PS ausgesucht. Aber nun tuckern wir eben mit dem winzigen Auto durch die Berge Madeiras. Man muss es positiv sehen: so lässt sich die Insel eben auch erleben.
Was uns dort erwartet?
Hinter der nächsten Kurve türmt sich plötzlich ein Grashügel auf. Dahinter lässt sich erahnen, dass der Blick nicht durch Büsche oder Bananenpflanzen versperrt wird. Ausgeschildert ist der Ort nicht und einen richtigen Parkplatz gibt es auch nicht. Trotzdem fahren wir spontan rechts ran und halten an. Vielleicht lohnt es sich ja. Ich nehme die Kamera vom Sitz und laufe den Hügel hoch. Als ich nach ein paar Schritten oben ankomme, stockt mir kurz der Atem. Vor mir liegt eine satte, grüne Ebene, ein Felsen und das Meer.
Magische Aussicht auf Madeira
Kleine, weiße Dörfer mit orangenen Dächern bilden fast kitschige Kontraste dazu. Und mitten in der Eben türmt sich der Adlerfelsen aus. Ein bisschen wie der Le Morne Brabant auf Mauritius ragt er mitten in der Landschaft steil hinauf. Oben flach, als hätte man den Gipfel abgeschnitten. Und dahinter das blaue Meer und der Himmel. Grün und blau, das sind die Farben Madeiras. Und hier auf diesem Fleckchen kommen sie besonders schön zusammen. Überall in den Gärten blühen bunte Blumen. Nicht umsonst wird Madeira auch „Blumeninsel“ genannt. An einigen Hängen wurden Terrassen angelegt, auf denen jetzt Bananen wachsen. Die Straße schlängelt sich durch das Grün, wohin sie führt, kann ich nicht genau erkennen. Diesen Ausblick hatte ich hinter dieser Kurve nicht erwartet, denn der nächste offizielle Miradouro liegt noch ein paar Kilometer weiter die Straße hinauf. Es war reiner Zufall, dass wir hier angehalten haben.
Dankbar für diesen Moment
Meine Haut ist an so viel Sonne hier im Süden nach dem Winter noch nicht gewöhnt und es kribbelt in meinem Gesicht. Vom Meer strömt ein leichter Wind den Berg hinauf und als ich mich ins Gras setze, atme ich einen tiefen Zug von der salzigen Luft ein. Der Ausblick ist so einmalig und beeindruckend, dass ich unzählige Fotos mache. Irgendwann lege ich die Kamera zur Seite und genieße einfach den Blick und diesen Moment. Bin dankbar, dass ich hier auf diesem Hügel sitzen kann. Dankbar für diesen Ausblick. Kurz möchte ich die Zeit anhalten. Spätestens hier hat Madeira mein Herz erobert.
Da unten am Meer wartet unser nächster Stopp, ein kleiner, wilder Strand. Von hier oben sieht der Weg dorthin einfach schrecklich lang aus. Eine kleine Ewigkeit scheint dazwischen. Aber noch sitze ich hier oben. Lasse mich rückwärts in Gras fallen und sauge die warme Luft ein. Irgendwo unten im Tal bellt ein Hund. Ein Auto kommt den Berg hinaufgefahren. Als der Fahrer uns und unser Auto sieht, realisiert er, dass es hinter dem Hügel vielleicht etwas zu sehen gibt. Ich halte den Moment fest, damit er noch nicht vorbei ist. Packe ihn ein, stehe auf und laufe zum Auto zurück. Den Hügel und den Ausblick möchte ich für mich alleine behalten. Ich starte den Motor, setze den Blinker und lenke den Fiat wieder auf die Straße. Den Weg herunter in Richtung Strand.