Warum es keinen Grund für ein schlechtes Gewissen gibt
Es ist so eine Sache mit dem Alleinreisen. Ich verstehe es immer noch nicht ganz, dass ich jedes Mal komisch angesehen werde wenn ich sage, dass ich alleine verreise. Was ist das, was die Menschen daran so seltsam finden? Warum ist es immer noch außergewöhnlich sich alleine auf den Weg zu machen? Heute gibt es so viele Singles und Singlehaushalte, dass es doch eigentlich gar nichts besonders ist, dass auch alleine gereist wird. Die Begriffe „me-time“ und „selfcare“ kann ich manchmal schon gar nicht mehr hören. Das Internet ist voll davon und allzu oft wird das Alleinsein geradezu zelebriert. Nur beim Alleinreisen hört das Zelebrieren scheinbar schnell auf. Offensichtlich ist dieses Thema doch noch nicht so in der Gesellschaft angekommen.
Du verreist alleine? Echt?
Ich finde es ganz normal, etwas für sich zu tun und auch mal alleine unterwegs zu sein. Man muss es ja ein Leben lang mit sich selber aushalten, da schadet es nicht, sich auch mal mit sich selber zu befassen und sich etwas Gutes zu tun. Aber anscheinend gibt es immer noch diese Idealvorstellung, dass man nur gemeinsam etwas zählt. Dieses Mitleid, das oft mitschwingt, wenn ich vom Alleinreisen erzähle, ist daher kaum verwunderlich. Aber es ist keinesfalls nötig. Viele Menschen reisen nicht alleine weil sie niemanden haben, sondern weil sie es so wollen. Eine bewusste Entscheidung, weil die meisten es einfach wunderbar finden.
Manchmal ärgert es mich, dass ich mitleidige Blicke ernte, wenn ich sage, dass ich alleine unterwegs bin. Nur wenige bewundern es. Dabei würde ich mich über eine gewisse Anerkennung auch mal freuen, es gehört nämlich einiges dazu wenn Du auf Soloreise gehst. In meinem Artikel „Warum mich das Alleinreisen versaut hat“ habe ich schon einmal darüber geschrieben, was während der Reise alles auf Dich zukommt und was dabei mit Dir passiert. Vielleicht müssen diejenigen, die es noch nie versucht haben, es einfach einmal selber tun, um dann fest zu stellen, dass Mitleid nicht notwendig ist.
Seid doch mal offen für Neues
Das Alleinreisen hat einfach einen schlechten Ruf und wohl deshalb gibt es mittlerweile ein großes Netzwerk (insbesondere von Frauen), die fleißig andere davon berichten und gegen diesen Ruf an arbeiten. Und irgendwie tue ich das in meinem Bekanntenkreis wohl auch. Offensichtlich ist dieses Thema irgendwie voller Vorurteile. Und das ist schade, eben weil es nämlich auch ganz schön spannend ist, auf Soloreise zu gehen. Viele Begegnungen und Erlebnisse wären in Begleitung nie passiert, viele Gespräche hätte ich nie geführt. Es ist nicht so, dass Du auf Deinem Solotrip viel verpassen würdest – Du erlebst einfach oft andere Dinge als wenn Du zu zweit oder mit mehreren unterwegs bist.
Natürlich ist so ein Solotrip nichts für jeden. Ich selbst kenne einige Menschen um mich herum, bei denen ich weiß (und die es auch schon gesagt haben), dass das nichts für sie wäre. Wobei es wahrscheinlich noch niemand von ihnen ausprobiert hat. Warum ist die Angst vor dem Alleinreisen so groß? Und wovor haben viele eigentlich Angst? Ist es die Angst davor etwas zu organisieren, Angst vor Einsamkeit? Angst, dass etwas passiert? All das kann ich schon nachvollziehen aber für mich kann bei einer gemeinsamen Reise im Prinzip genau soviel schiefgehen. Was ist es also was so viele die Augenbrauen hochziehen lässt wenn sie an das Alleinreisen denken? Ich werde das nächste Mal vielleicht etwas genauer nachfragen, wenn ich wieder in diese Situation komme.
Immer diese Vorurteile
Ok, ich muss wohl zugeben, dass ich auch bis vor ein paar Jahren ein bestimmtes Bild vom Alleinreisen hatte. Damals hatte ich eher ein Bild vom klassischen „Singlereisen“ im Kopf, bei dem verzweifelte Singles versuchen andere Singles kennen zu lernen. Sehr viel mehr andere Arten des Alleinreisens gab es wohl auch kaum. Das hat sich zum Glück mittlerweile geändert. Heute denken nicht mehr ganz so viele an diese besagten Singlereisen, weil sich wohl auch die Gesellschaft geändert hat und es immer mehr angekommen ist, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und auch mal etwas alleine zu tun.
Wie ich schon gesagt habe, es ist wie mit den meisten Dingen. Erst wenn Du sie einmal ausprobiert hast, kannst Du sie auch besser beurteilen. Und Vorurteile abbauen. Vielleicht findest Du dann auch selber Gefallen daran und stellst fest, dass die meisten der Vorurteile unbegründet sind und es eine tolle Möglichkeit ist, die Welt mal mit anderen Augen zu sehen.
Ein Gedanke zu “Der schlechte Ruf des Alleinreisens”