Ein Tag an Italiens Amalfiküste

Warum ich nur bedingt empfehlen kann Positano & Co. zu besuchen

Es sind Namen, die die meisten Italien Fans höher schlagen lassen: Amalfi, Sorrent, Positano und Capri. Die wunderschöne Küste südlich von Neapel und die Insel Capri gehören zu den beliebtesten italienischen Urlaubsregionen. Hier gibt es nicht nur wunderschöne Panoramastraßen mit dramatische Steilküsten, sondern auch richtig schöne Dörfer, die sich an den Hängen ihren Platz gesucht haben. Aber die Schönheit hat ihren Preis. Denn weil so viele Menschen die Amalfiküste besuchen möchten, ist es überall entsprechend voll. Darum folgt nun eine ehrliche Beschreibung meines Tagesausfluges und du erfährst, warum ich den Tag mit ein wenig Bauchschmerzen verbracht habe.

Raus aus Neapel

Von Neapel aus geht es am Vesuv und Pompeji vorbei, bis wir die Ausläufer des städtischen Großraums verlassen und in Richtung Sorrent und Amalfi abbiegen. Die Straße wird schmal, der Verkehr im Vergleich zur Autobahn leider nur unwesentlich weniger. Dafür ändern sich die Ausblicke und immer wieder bekommen wir den Großraum Neapel am Fuße des Vesuvs und den Golf von Neapel zu sehen. Die Landschaft ändert sich in eine zerklüftete Küste und die Orte werden kleiner. Das Leben scheint langsamer zu laufen als in der quirligen Großstadt. Bei mir stellt sich nunmehr ein neues Entspannungsgefühl ein, Stadtmodus aus, Landschaftsmodus an.

Sorrent und Positano

Der Weg nach Positano führt zunächst immer in Richtung Sorrent. Der größte Ort an der Küste und weniger spektakulär. Aber schon bevor wir Sorrent erreichen, zeigen die vollen Haltebuchten, die als Aussichtspunkte dienen, dass die Ausblicke durchaus einen Blick lohnen. Dass hier viele Touristen anhalten, zeigt auch, dass an den großen Haltebuchten kleine Souvenirstände aufgebaut wurden, die getrockneten Knoblauch, Chilis oder Gewürze verkaufen. An einem weniger besuchten Aussichtspunkt halten wir an und kommen in den Genuss des kompletten Ausblicks auf Sorrent, den Hafen und die zahlreichen Schiffe, die dort ankern. Dieser Stopp dient erst als Auftakt für das, was noch kommt und ist noch nicht besonders spektakulär. Aber die Highlights lassen nicht lange auf sich warten. Sorrent selbst lassen wir rechts liegen und biegen in die Berge ab, um die andere Seite der Halbinsel zu erreichen. Hier beginnt dann die eigentliche Amalfiküste und die Landschaft ändert sich.

Es heißt auf der „richtigen Seite“ des Autos zu sitzen und das ist die Beifahrerseite. Und natürlich sitze ich auf der anderen und habe daher wenig Chancen die spektakulären Ausblicke voll zu genießen. Hier auf der Fahrerseite sehe ich die Autos und Busse, die uns entgegenkommen und wie eng diese an uns vorbeifahren. Da musst du als Fahrer*in schon gute Nerven haben.

Der Ort Positano ist optisch ein echtes Juwel. Die bunten Häuser kleben spektakulär an den steilen Hängen und unzählige Jachten und Schiffe zeigen, wie beliebt dieser Ort nicht nur bei den Reichen und Schönen ist. Schon bevor wir Positano erreichen, sind die Haltebuchten mit den schönen Aussichtspunkten extrem voll und beliebt. Die Menschen, die in Positano leben, haben keinen Platz für Garagen und müssen ihre Autos am Straßenrand oberhalb des Ortes abstellen. Als wir nach Positano rein fahren (die Touristenbusse und -minibusse nutzen ein Parkhaus nahe des Zentrums), bewahrheiten sich meine Befürchtungen. Menschen strömen rechts und links an den Autos vorbei und bahnen sich ihren Weg in Richtung Strand. Unzählige Souvenirläden mit Kleidung, Keramik, Eisdielen und Cafés säumen den Weg. So richtig Lust habe ich ehrlich gesagt nicht auszusteigen und mich in das Getümmel zu stürzen.

Aber jetzt bin ich da und möchte auch etwas von Positano sehen. Also mache ich mich auf den Weg in Richtung Strand. Vorbei an den Läden und Cafés stromere ich den Weg herunter und höre überwiegend englische und spanische Unterhaltungen. Sehe Menschen mit großen Strohhüten, Zitronenkleider oder -taschen und Eis in der Hand. Unten am Strand tummeln sich dann alle, die sich zuvor schon auf den Weg gemacht haben. Ich bekomme einen kleinen Panikanfall und suche mir einen Platz am Strand, an dem nicht so viel los ist. Die Aussicht kommt mir aus den sozialen Medien bekannt vor. Zwischen den Liegen und Sonnenschirmen machen die Influencer*innen also immer ihre Positano Bilder.

Der Fahrer erzählte bei der Einfahrt in den Ort, dass im Sommer jeden Tag die zehnfache Anzahl an Tourist*innen die Stadt besuchen als Positano Bewohner*innen hat. „Das ist einfach viel zu viel“ sagt er. Und da wird mir bewusst, dass wir ja selbst dazu beitragen, dass dieses Dorf ein Opfer des sogenannten „Overtourism“ ist. Mit meinem Aufenthalt von nur rund einer Stunde fördere ich dieses Phänomen, von nachhaltigem oder verträglichem Tourismus keine Spur. Diese Erkenntnis trübt meine Urlaubsstimmung ein wenig, als ich mich gemeinsam mit den anderen Touristen wieder auf den Weg in Richtung Parkhaus mache.

Und ja, Positano ist wirklich ein schöner Ort. Vor allem vom Wasser oder von den umliegenden Aussichtspunkten aus ist dieses Juwel gut zu bewundern. Ein Beigeschmack bleibt allerdings, als ich wieder ins Auto steige.

Willkommen in Amalfi

Nachdem wir Positano verlassen haben, beginnt die Weiterreise nach Amalfi. Dem Ort, der dieser Küste ihren Namen gegeben hat. Die schmale Straße ist weiterhin eine Herausforderung für größere Autos und gelegentlich stockt mir der Atem, als uns ein Bus oder ein Van entgegenkommt und es ganz schön eng zwischen den Autos wird. Dafür sind die Ausblicke weiterhin großartig und fotogen. Wir erreichen Amalfi und ich erkenne einige Straßen und den Strand von meinem Besuch aus meiner Kindheit wieder. Auch hier ist natürlich einiges los und die Läden und Cafés sind gut gefüllt. Die berühmte Kirche mit den schwarz-weißen Stufen ist Dreh- und Angelpunkt des Besuches. Von dort aus kannst du dich durch die Straßen treiben lassen oder zum Strand und dort ins Meer springen.

Natürlich sind auch hier die berühmten Amalfi-Zitronen überall präsent. Souvenirs mit Zitronenaufdrucken stehen ebenso hoch im Kurs wie Zitronensorbet direkt aus der Zitrone. Eine wunderbare Erfrischung, wenn auch mit 8€ nicht ganz günstig. Aber nicht umsonst gehören die Amalfi Zitronen zu den leckersten der Welt und ich gönne mir diese Leckerei an diesem Tag.

Ravello – der Balkon der Amalfiküste

Von Amalfi aus verlassen wir die Küste und biegen in Richtung Berge ab. Die Luft wird etwas dünner und kühlt sich um ein paar Grad ab, als ich in Ravello aus dem Auto steige. Hier ist deutlich weniger los und es lohnt sich gemütlich durch das Dorf zu schlendern. Eines der Highlights ist die Aussicht vom „Infinity“ Balkon. Von hier aus habe ich einen fantastischen Blick auf die unter mir liegende Küste, das Meer und die kleinen Dörfer. Hier wird auch schnell klar, warum Ravello als Balkon der Amalfiküste bezeichnet wird.

In Ravello schlagen auch die Herzen von Katzenfans höher, denn hier stromern viele Katzen durch die Gassen. Sie zeigen sich jedoch nicht besonders beeindruckt von den entzückten Besucher*innen, die sie gerne streicheln möchten. Wer noch keine Souvenirs gekauft hat, hat jetzt noch einmal eine Gelegenheit dazu. Auch hier gibt es eine schöne Auswahl an Keramik, Textilien, Magneten oder ähnlichem. Von Ravello aus geht es dann über eine schmale Bergstraße zurück in Richtung Neapel.

Ein bisschen Bauchgrummeln

Es ist möglich die schönsten Orte der Amalfiküste im Rahmen eines Tagesausfluges zu machen. Ausgangspunkt fast aller Touren ist Neapel. In rund 8 Stunden wirst du Positano, Amalfi und z.B. Ravello gefahren und kannst dir die Orte dort anschauen. Capri wird ebenfalls als Tagesausflug angeboten. Alternativ kannst du diese Tour auch selbst mit einem Mietwagen oder Roller machen. Damit bist du flexibler und kannst dem großen Sturm der Standardtouren etwas entgehen.

Ich habe diese Tagestour mit einem mulmigen Gefühl gemacht, denn sie gehört zu den beliebtesten Touren in der Region. Dementsprechend viel ist überall los. Mir persönlich haben diese Menschenmassen einen Beigeschmack hinterlassen und ich würde im Sommer nicht noch einmal dorthin fahren. Vermutlich ist es im Winter oder Frühjahr in Amalfi und Positano deutlich entspannter und ruhiger. Außerdem würde ich dann auch in einem der Orte direkt übernachten, damit ich den geballten Tourist*innenströmen entgehen kann.

Trotz der unzähligen Reisenden hat die Amalfiküste nichts von ihrer Schönheit verloren und ich verstehe, warum sie auf dem Pflichtprogramm nahezu aller Tourist*innen steht.

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